Norovirus – Virusausscheidung und Infektiosität
In einer kürzlich publizierten Studie wurde die Virusausscheidung im Stuhl von Patienten gemessen, die an Norovirus-Infektion erkrankten. Doch auch wenn das Virus noch lange nachweisbar bleibt, bedeutet dies nicht auch lange Infektiosität.
Virus heisst nicht unbedingt Infektionsrisiko
Wir kennen das grundsätzliche Problem schon von vielen anderen Infektionskrankheiten. Immer wenn jemand irgendwo einen Erreger nachweist, so wird gleichzeitig postuliert, dass dieser Nachweis gleichbedeutend sei mit einem Infektionsrisiko. So wurden zum Beispiel im Rahmen eines Listerioseausbruches vor rund 20 Jahren in der Schweiz Listerien in Salat nachgewiesen, worauf die Marktfrauen schon Angst hatten, sie könnten ihr Gemüse nicht mehr verkaufen. Oder man findet Legionellen im Urin noch Wochen bis Monate nach abgeheilter Legionellen-Pneumonie. Das Argument, man könne mit empfindlichen Methoden auch noch HIV im Sperma von behandelten Personen finden, wird auch immer wieder bemüht um zu behaupten, dass HIV-positive Menschen unter einer Therapie eben doch infektiös seien. Doch ein Erregernachweis – insbesondere wenn hochsensitive Methoden wie PCR verwendet werden – heisst noch lange nicht, dass dies auch ein Übertragungsrisiko anzeigt.
Norovirus im Stuhl – was heisst nun das
Noroviren verursachen eine akuten Brechdurchfall. Die Erkrankung ist insbesondere in Spitälern und Pflegeheimen gefürchtet, weil einerseits sehr viele Patienten erkranken können, aber andererseits auch das Personal betroffen sein kann. Die Folge ist, dass das Personal während der Phase der Infektiosität nicht arbeiten sollte.
Das Norovirus lässt sich bei Erkrankten im Stuhl mittels PCR nachweisen. Die Studie in der Januarausgabe des CID (Costantini et al) hat nun bei Rekonvaleszenten nach Norovirus-Infektion die Dauer der Norovirusausscheidung im Stuhl untersucht. Dabei zeigte sich (s. Abbildung) dass die Dauer der Virusausscheidung (grauer Balken) die Dauer der gastrointestinalen Symptome (weisser Balken) bei weitem überragt. Der schwarz gestrichelte Balken zeigt den „severity-score“. Ältere Patienten scheinen etwas mehr unter der Erkrankung zu leiden.
Ansteckend vor allem bei Durchfall
Es ist natürlich so, dass es ein Virus braucht, damit es überhaupt zu einer Übertragung kommt. Doch die klinische Erfahrung zeigt, dass das Übertragungsrisiko auch von der Viruskonzentration und anderen Faktoren abhängt. So ist eine Person mit Durchfall sehr viel ansteckender, als wenn der Stuhl wieder geformt ist. Daher bleiben wir auch nach dieser Publikation bei der Empfehlung: Mitarbeitende die Patienen betreuen, können 24 Stunden nach Ende der durchfallsymptomatik wieder normal arbeiten. Selbstverständlich behalten die normalen Händedesinfektionsmassnahmen auch hier ihre Gültigkeit.