Empfängnisverhütung: Auch für HIV-positive wichtig!
Oft gehen Betreuer von HIV-positiven Menschen davon aus, dass ihre Patienten grundsätzlich keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr haben. Diese Annahme ist sicher unbegründet, wie eine neuerliche Studie über den Antikonzeptionsgebrauch von HIV-positiven Frauen zeigt.
Wer konsequent und immer beim Geschlechtsverkehr Kondome benutzt, braucht sich eigentlich um eine Empfängnisverhütung nicht zu kümmern. Die Annahme, dass HIV-positive Patienteninnen und Patienten immer und konsequent Kondome benutzen ist weit verbereitet. Somit braucht man sich bei der Beratung dieser Patienten auch nicht die Frage zu stellen, wie es mit der Antikonzeption steht.
Eine im Juni 04 im JAIDS veröffentlichte Studie aus Frankreich zeigt nun, dass die Frage der Antikonzeption durchaus in die Beratung HIV-positiver Menschen gehört. Die Autoren haben ihre seit 1993 prospektiv erfassten Fragen im Rahmen der gynäkologischen Kontrolle von HIV-positiven Frauen in zwei Pariser Spitälern ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass je nach Serostatus des Partners 27% (Partner neg.) oder 41% der Befragten beim Geschlechtsverkehr mit ihrem Partner nicht regelmässig Kondome benutzten. Insgesamt gaben 69% respektive 91% der HIV neg resp. pos. Frauen an, Kontrazeptiva zu verwenden. Dies lässt vermuten, dass ungeschützte Sexualkontakte vielleicht noch öfter als angegeben vorkommen. Mit den heute verfügbaren hochpotenten antiviralen Therapien dürften die entsprechende Zahlen eher noch höher ausfallen.
Die Studie erinnert daran, dass Ärzte und Ärztinnen in der Beratung von HIV positiven Patienten vermehrt die Frage der Antikonzeption in der Beratung ansprechen sollten. Kinderwunsch ist ebenfalls ein häufiges Thema bei HIV-infizierten Menschen (vergleiche dazu den Artikel: HIV und Kinderwusch)
Quelle: Heard et al, JAIDS, 2004;36:714