Schwangerschaft bei HIV-Positivität der Partnerin

Eine Schwangerschaft bei HIV-Positivität ist möglich. Bei optimalem Vorgehen (HIV-Therapie, Kaiserschnitt, Verzicht auf Stillen) ist das Risiko einer HIV-Uebertragung von der Mutter auf das Kind praktisch 0%.

Wichtig ist, dass sie mit Ihrem/Ihrer Arzt/in frühzeitig über den Kinderwunsch sprechen, denn bereits vor Eintreten der Schwangerschaft sind gewisse Massnahmen nötig.

Als erstes gilt es, bei der Konzeption (Zeugung) die Ansteckung des Partners zu verhindern. Wie konkret vorgegangen werden soll, können sie auf unserer Webseite HIV und Kinderwunsch nachlesen.

HIV-Therapie in der Schwangerschaft (SS):

Das Ansteckungsrisiko des Kindes während der SS ist umso kleiner, je tiefer die Viruslast bei der Mutter ist. Deshalb macht es Sinn, die Mutter antiretroviral zu behandeln. Andrerseits gibt es aber noch ungenügende Daten bezüglich Sicherheit der HIV-Medikamente in der SS. V.a. im ersten Schwangerschaftsdrittel, während dem die Bildung der Organe beim Embryo stattfindet, ist das Risiko einer Schädigung durch die Medikamente am grössten. Wenn möglich wird die HIV-Therapie deswegen erst nach dem ersten Trimenon (in der Regel ab der ca. 22. SSWo) eingeleitet. Das HIV-Übertragungsrisiko auf das Kind ist am grössten gegen Ende der SS und v.a. auch während der Wehentätigkeit und der Geburt. Es ist deshalb besonders wichtig, dass die schwangere Frau zu diesem Zeitpunkt optimal behandelt ist.

Prinzipiell wird auch in der SS eine Tritherapie gegen HIV eingesetzt. Eine Amerikanische Studie (Tuomala, NEJM, 2002) an mehr als 2100 Schwangeren befand, dass das Risiko der antiretroviralen Behandlung für das Kind minimal ist. Von Mono- bzw. Duotherapien in der SS ist man wegen der Gefahr einer Resistenzentwicklung bei der Mutter abgekommen. Wenn es das Resistenzprofil der Frau erlaubt, sollte diese möglichst AZT enthalten. AZT ist besonders geeignet, weil es sich in der Plazenta anreichert. Ansonsten sollten möglichst Medikamente gewählt werden, mit denen schon eine gewissen Erfahrung in bezug auf den Einsatz in der SS bestehen. Dies sind bei den NRTI’s neben AZT v.a. 3TC und DDI und bei den Proteasehemmer Saquinavir, Kaletra und Nelfinavir. Mehr Informationen über die Toxizität der HIV-Medikamente in der SS finden Sie in den Amerikanischen Guidelines

Für die Entscheidung zur HIV-Therapie lassen sich 4 Situationen unterscheiden:

a) Geplante SS bei HIV-Infektion unter Therapie

In der Regel wird in diesem Fall die HIV-Therapie bei Kinderwunsch pausiert. Da es nach Absetzen der Therapie zu einem starken Anstieg der Viruslast kommt, besteht in dieser Phase eine erhöhte Ansteckungsgefahr. Die Konzeptionsversuche sollten erst ca. 3-4 Mte nach dem Therapieabbruch beginnen. Die antiretrovirale Therapie wird dann um die 22. SSWo wieder aufgenommen.

Kann die HIV-Therapie wegen schlechter Immunlage der Mutter nicht pausiert werden, muss je nach HIV-Medikamentenkombination ev. vor der Konzeption eine Therapieumstellung auf weniger embryotoxische Medikamente durchgeführt werden.

b) Geplante SS bei bisher nicht therapierter HIV-Infektion

Diese Frauen haben eine relativ gute Immunlage und werden erst ab ca. der 22. SSWo gegen HIV therapiert. Nach der SS kann die HIV-Therapie in der Regel wieder abgesetzt werden, sofern die Immunlage stabil geblieben ist.

c) Ungeplante SS bei therapierter HIV-Infektion

Wird eine Frau ungeplant unter HIV-Therapie schwanger, wird in dieser Situation kein Schwangerschaftsabbruch empfohlen. Sobald die SS bekannt wird, sollte eine Umstellung der Tritherapie auf ein möglichst wenig embryotoxisches, wenn möglich AZT-haltiges Regime vorgenommen werden. Wenn die SS früh entdeckt wird, kann auch ein Pausieren der HIV-Therapie diskutiert werden. Allerdings muss dann das Risiko der Embryotoxizität der HI-Therapie gegenüber dem erhöhten Ansteckungsrisiko des Kindes im Falle des starken Anstieges der Viruslast bei Absetzen der HIV-Therapie gegeneinander abwägen.

d) Ungeplante SS bei nicht therapierter HIV-Infektion

Bei bisher unbehandelten HIV-positiven Schwangeren wird mit der HIV-Therapie bis zur ca. der 22. SSW abgewartet (sofern es der Gesundheitszustand/ die Immunlage der Frau erlaubt; ansonsten früher). Präsentiert sich eine schwangere Frau erst in der Spätschwangerschaft, sollte eine HIV-Therapie auf jeden Fall noch eingeleitet werden, auch wenn eine optimale Virussuppression bis zur Geburt ev. nicht mehr erreicht werden kann.
 

Prinzipiell werden Schwangere unter HIV-Therapie gleich häufig kontrolliert wie ausserhalb der SS. Wichtig ist eine nochmalige Kontrolle der Viruslast in der 36. SSW.

Neben der Tritherapie in der SS erhalten in der Schweiz alle HIV-positiven Frauen unabhängig von der Viruslast unter der Geburt eine AZT-Infusion und das Neugeborene wird bis 6 Wochen (ev. auch kürzer) nach der Geburt mit AZT behandelt. Es ist möglich, dass sich diese Richtlinien in Zukunft lockern werden für Frauen, die zum Geburtszeitpunkt eine optimal unterdrückte Viruslast haben, da bei diesen das Ansteckungsrisiko des Kindes sehr klein sein dürfte.

Geburt

Zur Zeit wird noch allen HIV-positiven Frauen eine Entbindung mittels Plankaiserschnitt in der 38. SSWo empfohlen. Allerdings dürfte das Übertragungsrisiko von HIV auf das Kind bei einer vaginalen Entbindung im Falle einer optimalen Virussuppression bei der Mutter unter Tritherapie gering sein. Es ist daher möglich, dass sich die offiziellen Richtlinien bzgl. Entbindungsmodus im Falle einer optimalen Virussuppression bei der Mutter im Verlaufe der Zeit ändern werden.

Stillen

HIV-positiven Müttern wird vom Stillen abgeraten, da das HI-Virus über die Muttermilch übertragen werden kann. Auch hier dürfte das Übertragungsrisiko bei optimaler Virussuppression der Mutter klein sein. Eine Änderung der Richtlinien bzgl. Stillen bei optimaler Virussuppression wird zur Zeit diskutiert. Allerdings müssten dann die Nebenwirkungen der HIV-Medikamente in der Muttermilch berücksichtigt werden.