SARS Update 07.05.2003 Neue Hoffnung! – Neuer Schrecken?

Die Lungenerkrankung SARS breitet sich in China besorgniserregend schnell aus. Diese Hiobsbotschaft steht nicht allein: die Letalität muss möglicherweise nach oben korrigiert werden, das Virus überlebt bis 2 Tage ausserhalb des Körpers, möglicherweise ist der Immunschutz nach durchgemachter Erkrankung ungenügend. Gute Neuigkeiten sind auch zu verzeichnen.

Vom Erreger zu Kinik und Therapie

  • Wie wir schon berichtet haben, könnte ein bereits in der HIV-Therapie eingesetztes Medikament das Eindrigen des SARS-Coronavirus in die Wirtszelle blockieren. Diese Hoffnung auf eine mögliche Therapieoption wird durch die Ähnlichkeiten der Oberflächeneiweisse, welche das Virus zum Eindringen in den Körper benötigt, des SARS-Coronavirus und dem HI-Virus genährt.
  • Weniger erfreulich ist die Nachricht, welche uns von der Gruppe um Donnelly (publiziert im Lancet) erreichte. Es scheint, dass die SARS-Infektion weitaus häufiger zum Tod führt, als bisher angenommen. Die WHO nimmt eine Letalität von etwa 15% an, welche bei älteren Personen noch höher liegen dürfte. Doch auch hier gibt es Hoffnung, wurde in Europa doch noch kein einziger Todesfall beobachtet. Zudem muss berücksichtigt werden, dass eine Dunkelziffer von Personen, welche keinen Arzt aufsuchten, besteht. Dies dürfte die Letalitätsprognosen wieder etwas relativieren. Worauf ein möglicher unterschiedlicher Krankheitsverlauf genau zurückzuführen wäre, ist noch unbekannt. Möglicherweise liegen verschieden virulente Virusstämme vor (sofern es sich bei SARS um eine Virusinfektion handelt).
  • Zwar muss die Nachricht, dass eine durchgemachte Infektion bei 12 genesenen SARS-Patienten keinen Immunschutz hinterliess (wir berichteten),  noch bestätigt werden, doch stellte eine derartige Entwicklung die Medizin vor neue unerwartete Probleme bei der Therapie von SARS-Patienten.

Übertragung und Prophylaxe

  • Die WHO veröffentlichte erste Resultate von Versuchen, welche zeigten, dass das SARS-Coronavirus ausserhalb des Wirts während 2 Tagen überleben kann. Im Stuhl war das Virus ebenfalls 48 Stunden, im Urin 12 Std. überlebensfähig. Diese liegen deutlich über den bisher angenommenen Überlebenszeiten, welche anhand der Daten über schon bekannte Coronaviren vermutet wurden.
  • Gemäss WHO bleigt die Übertragung durch Hustentröpfchen im engen Kontakt zu einem SARS-Patienten der Hauptübertragungsweg. Die Verbreitung durch Urin und Stuhl ist inzwischen auch etabliert, ihre Bedeutung noch unklarer. Es konnte nachgewiesen werden, dass patienten nach der Genesung noch mehrere tage (2-3 Wochen) nachweisbare Viren im Stuhl ausscheiden können. Ob diese noch überlebenfähig sind, wir zur Zeit erforscht. Es ist daher notwendig, zusätzlich zu den in den Richtlinien des KSSG geforderten Proben eine STUHLPROBE einzusenden!
  • Bedenklich stimmt, dass sich der SARS-Erreger in Spitälern trotz hygienischer Vorsichtsmassnahmen verbreiten konnte. Spitalpersonal und Angehörige von SARS-Patienten sind die am stärksten gefärdete Personengruppe.

Fallzahlen

  • Weltweit nahmen die SARS-Neumeldungen in der letzten Woche wieder etwas ab. Fast alle neuen SARS-Verdachts- und -Todesfälle waren in China zu verzeichen. Dort breitet sich die Erkrankung weiter aus. Mehr als 16"000 Personen wurden unter Quarantäne gestellt. Die tatsächlichen Ausmasse der Epidemie sind aber nur abzuschätzen, ist in den ländlichen Regionen die ärztliche Versorgung und auch ein funktionierendes Meldesystem nicht immer gewährleistet. Es muss somit mit einer unbekannten Dun kelziffer gerechnet werden.

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  • In Hongkong und Singapore wurde gemäss WHO durch "heroischen" Massnahmen eine weitere Ausbreitung der Erkrankung verhindert. Die WHO geht davon aus, dass der Höhepunkt in diesen Städten überschritten ist. Eine klare und verständliche Informationspolitik und die rigorose Umsetzung von getroffenen Vorsichtmassnahmen war bei der Eindämmung der SARS-Ausbreitung von grosser Bedeutung.

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  • In der Schweiz wie auch in der EU besteht gemäss Dr. Zeltner, Direktor BAG, und den Gesundheitsministern keine Gefahr, mit SARS angesteckt zu werden. Weiterhin ist jedoch Wachsamkeit gefordert.