SARS-Update 22.04.2003 – Nur Medienrummel?

Schien die SARS-Epidemie noch vor wenigen Tagen unter Kontrolle zu sein, erreichten uns in den letzten Tagen ernüchternde Zahlen aus China. Das Beispiel "China" zeigt auch die Notwendigkeit der umfassenden Information der Weltgemeinschaft durch die Medien.

Noch vorletzte Woche war ein rückläufiger Trend bei den neu gemeldeten SARS-Fallzahlen gemäss der Definition der WHO zu verzeichnen. Dieser Trend hat sich in der letzten Woche nicht fortgesetzt. Und über das Osterwochenende erreichten uns neue Hiobsbotschaften aus China. Die chinesische Regierung hat erstmals eine deutlich höhere Anzahl an SARS-Fällen bestätigt als bisher angegeben. Dabei ist beängstigend, dass nun in China auch Peking betroffen ist. Bislang hatten die Behörden SARS-Übertragungen in der Kapitale verneint. Nach neuesten Mitteilungen sollen 339 bestätigte SARS-Fälle und weitere 409 Verdachtsfälle aus Peking gemeldet worden sein. 18 und nicht wie bisher gemeldet 4 Todesopfer sind dabei zu beklagen. Insgesamt wurden fast 2000 SARS-Fälle und 86 SARS-Todesfälle in China gezählt. Die Entlassung zweier hochrangiger Politiker scheint ein Anzeichen zu sein, dass die chinesische Regierung nun auch gewillt ist, politisch auf die SARS-Epidemie zu reagieren. Doch auch in Hongkong nahm die Anzahl der neu aufgetretenen SARS-Fälle auf 1402 zu. Allein in Hongkong verstarben am Wochenende 13 Personen – so viele wie noch nie zuvor in einem entsprechenden Zeitraum. In Singapur wurden mehr als 2400 Personen unter Quarantäne gestellt, nachdem auf einem Gemüsemarkt 3 Arbeiter und ein Taxifahrer, welcher diese transportiert hatte, an SARS erkrankt waren.

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Das Beispiel China zeigt die Wichtigkeit einer objektiven und umfassenden Information der Bevölkerung durch die Medien auf. In einem Land, in dem keine freien Medien existieren, kann eine Verschleierung selbst einer Epidemie einer neu aufgetretenen Infektionserkrankung möglich sein. Es ist anzunehmen, dass einzig durch einen Handelsreisenden im Zuge der wirtschaftlichen Öffnung des Landes, welcher SARS nach Hongkong verschleppte, der SARS-Ausbruch in China einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde. Dieselben wirtschaftlichen Interessen leiten nun wohl auch die politische Bereitschaft, der SARS-Epidemie Herr zu werden, verliert das Reich der Mitte doch zunehmend an Reputation und können versiegende Finanzinvestitionen mittelfristig nicht ausgeschlossen werden. Dennoch ist die chinesische Wirtschaft (noch) nicht so ausgeprägt von SARS betroffen, wie die auf den Dientsleistungssektor ausgerichtete Wirtschaft Hongkongs.

Die Gefahr einer weltweiten Ausbreitung von SARS (Pandemie) besteht zwar, jedoch schwindet sie zunehmend. In Europa ist erst eine Übertragung beobachtet worden (vgl. SARS-Update 12.04.2003). Bei den restlichen registrierten Fällen handelt es sich um importierte Fälle. Gemäss dem Frankfurter Virologen Preiser, welcher im Auftrag der WHO in China war, "gibt [es] Hinweise darauf, dass sich das Virus bei jeder Übertragung von Mensch zu Mensch in seiner "Aggressivität" (Virulenz) abschwächt". Es bleibt dennoch auch in der Schweiz vorrangiges Ziel, die Ausbreitung durch entsprechende präventive Massnahmen und eine entsprechende Information der Bevölkerung einzuschränken. Bis jetzt war diese Strategie erfolgreich…