Gefahr in weiss: Schutz für unsere Patienten!

Die Diskussion um die Wirksamkeit der Grippeimpfung wird immer wieder geführt. Doch was nach wie vor unbestritten bleibt, ist die Wirksamkeit der Impfung des Pflegepersonals zum Schutz der Patienten. Eine neue Studie aus England bestätigt dies erneut. 

Wenn es um unseren eigenen Schutz geht, so ist uns unsere Gesundheit besonders am Herzen. So impfen sich zum Beispiel praktisch 100% des Personals im Gesundheitswesen gegen Hepatitis B.

Doch wenn es um den Schutz der uns anvertrauten Patienten geht, da ist unsere Bereitschaft, einen kleinen Stich auf uns zu nehmen, deutlich eingeschränkt. Kaum ein Spital in der Schweiz schafft es auf eine Imfprate beim Pflegepersonal von mehr als 15%.

Dabei wäre die Wirksamkeit der Massnahme so gut belegt. In einem Kommentar im BMJ, der es sogar in die TV-Sendung 10 vor 10 geschafft hat (10.Nov.2006) hat die Frage aufgeworfen, inwieweit die Wirksamkeit von Grippeimpfungen tatsächlich belegt sei. In der Tat ist die Wirkung der Grippeimpfung gerade bei denjenigen Menschen, die am meisten gefährdet sind, nicht so gut. Die schlechtere Immunantwort von älteren Menschen ist ja auch mit ein Grund für die spezielle Gefährdung dieser Personen. Doch unbestritten ist nach wie vor, dass die Impfung der Personen, welche sich um die älteren Menschen kümmern, diese gefährdeten Personen sehr gut schützt.

Eine soeben online publizierte Studie des BMJ hat dies erneut sehr schön dokumentiert. Untersucht wurden insgesamt 44 Heime, in denen ca 2600 ältere Personen lebten. Die Heime wurden randomisiert entweder einer Interventionsgruppe oder einer Kontrollgruppe zugewiesen. In der Intervention wurde das Pflegepersonal mit einer aktiven Kampagne auf den Sinn einer Grippeimpfung aufmerksam gemacht. In der Kontrollgruppe wurde das Pflegepersonal wie in früheren Jahren geimpft.

Trotz einem eher bescheidenen Erfolg der Impfkmpagne in den 22 Interventionsheimen mit lediglich ca. 30% geimpften (vs. 4% in den anderen Heimen) hat diese Intervention während der Grippeepidemie zu einer deutlichen Reduktion der Todesfälle in den Heimen mit Impfkampagne geführt. Im Folgejahr, als die Grippesaison nur sehr schwach war, war dieser Unterschied erwartungsgemäss nicht signifikant.

Diese sehr schön durchgeführte Studie zeigt einmal mehr, dass wir uns tatsächlich mehr Mühe geben sollten, diese eigentlich längst bekannten Zusammenhänge besser bekannt zu machen. Es gibt immer noch viele besonders im Pflegebereich tätigen Personen, welche im Zusammenhang mit der Influenza-Imfpung unsere ethische Verpflichtung unseren Patienten gegenüber noch nicht wahrgenommen haben. Noch immer sind viele jungen Menschen der Meinung, dass die Impfempfehlung für Ihren Schutz gedacht ist. Kaum jemand ist sich im Spitalaltag bewusst, dass wir im weissen Kittel unbemerkt Jahr für Jahr Hunderten von Patienten den Tod bringen.

Aufklärung tut not. Vielleicht hilft diese Studie weiter. Für Interessierte haben wir die Studie auch als pdf zusammengefasst.

Quelle: Hayward et al, BMJ, online first, 1. Dez. 2006