Beunruhigendes aus der Welt der Antibiotikaresistenzen

Seit der Jahrhundertwende hat die Fleischproduktion in  industrialisierten Ländern und anderen Ländern und Gebieten mit hohem Einkommen einen Plateau erreicht. In Asien, Afrika und Südamerika hingegen ist sie um 68%, 64% und 40% entsprechend gewachsen. Global werden 73% aller antimikrobiellen Substanzen für Nutztiere verwendet. Es bestehen zunehmend Hinweise, dass dieser Medikamentenverbrauch mit der Zunahme von Infektionen mit resistenten Erregern, nicht nur in Tieren, zusammenhängt.

Die Datenlage bezüglich der Prävalenz und Trend von Resistenzen bei Nutztieren in Ländern/Gebieten mit tieferem Einkommen ist sehr dünn. Diese Lücke versuchte eine Forschergruppe der ETH Zürich (Van Boeckel und Pires et al)  in einem schönen Paper, publiziert in Science, zu schliessen. Sie stellten  den globalen Trend der antimikrobiellen Resistenz in (Nutz-)Tieren und Lebensmittel in „low-und middle-income“ Ländern dar. Dafür wurden publizierte Punktprävalenzdaten für antimikrobielle Resistenzen in E.coli, Campylobacter spp, nicht-typhoidale Salmonellen und Staph.aureus aus 3 verschiedenen Datenbanken ausgewertet. 

Die Forschergruppe durchforstete epidemiologische Studien, in welchen Resistenzphänotypen von Bakterien, welche von Tieren aus Farmen, Schlachthäusern oder aus dem Handel stammten, charakterisiert waren. Insgesamt wurden Daten von 285,496 Proben aus oben genannten Ländern analysiert.

Durch mathematisches Modelling (weitere Details zum „geospatial modelling“ siehe Volltext im Science Journal) konnten sie bildlich den Trend dieser Antibiotikaresistenzen darstellen. Die globale Landkarte für antimikrobielle Resistenzen zeigt Hotspots für Resistenzen in Nordindien, Südchina, Nordpakistan, Iran, Osttürkei, Südküste Brasiliens, Ägypten, Vietnam, Umgebung von Mexico City und Johannesburg. In Kenia, Marokko und Uruguay zeigt sich ein zunehmender Trend für Resistenzentwicklung.

 

Die höchsten Resistenzraten waren  für die in der Tiermast am häufigsten benutzten Antibiotika nachzuweisen: Tetracycline, Sulfonamide und Penicillin.

Auf https://www. resistancebank.org findet sich eine schöne Darstellung. Auch wenn beunruhigend, lohnt sich ein Einblick in die aktuelle Lage.

Quelle: T.P. Van Boeckel et al. Science 365, eaaw1944 (2019)