Das Rückfallfieber in Europa

Im NEJM vom 4.8.2016 wird ein Fall eines Flüchtlings mit Rückfallfieber berichtet. Ich nehme dies zum Anlass hier einen kurzen Artikel zum Rückfallfieber zu verfassen, da wir in nächster Zeit wohl häufiger damit konfrontiert werden können. Dies zeigen auch die kürzlich erschienenen FAllserien im Juli 2016 in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift, wo 25 Fälle von Rückfallfieber berichtet werden und die kleine Fallserie aus Basel, im MAi 2016 in BMC Infectious Diseases publiziert.

Beim Fall im NEJM handelt es sich um einen 16 jährigen somalischen Flüchtling, welcher in München kollabierte, und deshalb ins Krankenhaus gebracht wurde. Hier fand sich ein junger Mann mit hohem Fieber (41°), tachykard mit 105 P/min und hypoton mit 95/50mmHg. Er schien leicht verwirrt, und im Labor zeigte sich eine Leukozytose mit 17’000 Lc und ein CRP von 250mg/L, sowie ein Procalcitonin von 17.6 und eine Thrombopenie von 47’000.

Passend zur Klinik wurde Malaria gesucht, und im Ausstrich fanden sich dann aber keine Plasmodien , sondern Spirochäten!

Somit wurde die Diagnose Rückfallfieber gestellt!

Fallbeschreibung NEJM August 2016

Fallserie aus München in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift

Fallserie aus Basel in BMC Infectious Diseases

Borrelia recurrentis ist der Erreger des Rückfallfiebers und wird über Läuse übertragen. Anders als bei den Zecken-übertragenen Rückfallfiebern, wo eben Säugetiere ebenfalls als Reservoire dienen, ist beim Laus-Rückfallfieber einzig der Mensch das Reservoir!

  • Zeckenübertragene Rückfallfieber= tick-borne relapsing Fever TBRF
  • Lausübertragenes Rückfallfieber= louse-borne relapsing fever LBRF

In diesem Artikel schreibe ich nur über das LBRF, denn dieses wird einzig von Mensch zu Mensch übertragen über die Körper-Laus: Pediculus humanus humanus und der übertragene Erreger ist Borrelia recurrentis.

Das LBRF ist in Ost-Afrika endemisch, hier v.a. Äthiopien, Somalia und Sudan. Ausserhalb dieser Endemiezone wird es häufig nicht erkannt.

Mit den ganzen Flüchtlingsströmen, der Überbelegung der Lager, der Massen, welche häufig über längere Zeit auf engem Raum  leben müssen, kommt es auch gehäuft zu Ausbrüchen von Läusen. Da einige der Fälle erst in Deutschland oder der Schweiz diagnostiziert wurden, die Inkubationszeit für Borrelia recurrentis aber kurz ist (4-8 Tage), muss angenommen werden, dass infizierte Läuse zusammen mit den Flüchtlingsströmen ebenfalls weiterkommen. Dies zeigen auch 2 Fälle in Italien, wo Asylbewerber, welche schon einige Jahre in Italien waren, aber in Asylbewerber-Zentren lebten, wo neue Flüchtlinge dazugekommen waren, plötzlich auch an Borrelia recurrentis erkrankten, obwohl sie mehrere Jahre Italien nicht verlassen hatten. (Autochthone Übertragung)

Somit können wir nicht mehr drauf gehen, dass LBRF nur noch bei Patienten aus Ost-Afrika zu suchen ist, sondern die Reiseroute dieser Flüchtlinge bringt die Menschen aus den verschiedensten Zonen zusammen, und somit können dann eben auch Menschen aus anderen Gebieten sich mit einem Rückfallfieber präsentieren.

Die Klinik des Rückfallfieber:

  • hohes Fieber, Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen, Abdominalschmerzen, Gliederschmerzen
  • LK Schwellungen
  • Anaemie, Leukozytose, Thrombopenie

Diagnose:

  • Blutausstrich, hier sieht man die Spirochäten
  • PCR im Blut (als Bestätigung)

Therapie:

  • Doxycyclin für 5-7 Tage
  • Achtung: Jarisch-Herxheimer Reaktion möglich

 

Vorbeugung: Es geht hier vor allem um die Vorbeugung vom Lausbefall !

Die Körperlaus sitzt in den Kleidern, also Kontrolle der Kleider, und waschen >60° sollte die Läuse abtöten!

 

Was noch wichtig ist: bei Verdacht auf Rückfallfieber, immer auch die Differentialdiagnosen mitbedenken. ( Malaria, Salmonellose, andere Bakteriämien etc)

 

 

 

 

Literaturangaben