16. April 2016

Kosten der HCV Therapie: Kein Thema für Mediziner

Das könnte man wohl meinen. Denn es kamen grad mal sechs Personen zu diesem ausgezeichneten Referat. Doch es lohnte sich: Graham Cooke, (S392) hat in seinem gut referenzierten Referat kein Blatt vor den Mund genommen. Er hat relativ überzeugtend gezeigt, dass wir angesichts der hohen Preise der HCV-Medikamente die HCV-Epidemie vermutlich kaum unter Kontrolle bringen können. Er hat auch relativ kritisch über die Kosten-Nutzen Analysen gesprochen, welche uns eine scheinbar gute Kosteneffizienz von HCV Medikamenten (immer verglichen mit den bisherigen Methoden) vormachen und in der Diskussion hat er kritische Vorschläge eines Pharma-Vertreters (Vorschlag Verlängerung der Patentzeit um tiefer zu halten!) bravourös gekontert.

Ganz zentral in seiner Argumentation waren zwei Dinge: Erstens betonte er, dass bei der Hepatitis C Therapie viel zu viel Personen behandelt werden, ein Umstand, den wir auch immer wieder diskutiert haben. Er meinte, dass es völlig klar sei, dass man – Angesichts des Preises – den Zugang zur Therapie limitieren müsse. Anderes sei nicht finanzierbar und deshalb auch nicht vertretbar. Die Limitatio ist somit mit den hohen Preisen zwingend notwendig, im Gegensatz zu aktuellen Forderungen die wir immer wieder in den Medien hören. Sogar zur Prime-Time berichtet der Kassensturz über eine „unverständliche“ Haltung des BAG, eine Limitatio aufrecht zu erhalten. Wie wenn es im Interesse des Konsumenten wäre, dass wir nun eine immens teure Therapie für alle HCV-positiven Menschen welche diese Therapie mehrheitlich nie brauchen werden.HCV_US_Fibrosis

Cooks zeigte schön, dass auch in den USA in praktisch allen Staten eine Limitatio für höhere Fibrosegruppen bestehen (s. Bild). Auch in Europa ist dies ausser in Deutschland fast überall der Fall. In den UK – so Cooke – hat das Gesundheitsamt klare Limiten gesetzt, wie viele Patienten pro Monat pro Distrikt zu behandeln sind. Und diese Zahl muss eingehalten werden, nicht mehr, und nicht weniger. So schauen die Aerzte automatisch darauf, dass sie nur diejenigen Patienten behandeln, welche die Therapie wirklich brauchen.

Ein Top-Slide war die Abbildung der „Gilead’s Angry scale“. Im Rahmen einer Untersuchung eines US-Senatsausschusses (wegen der Preisfestsetzung von Sofosbuvir, s. hier) wurde dieses Gilead-interne Papier publik: Es zeigt, wie Gilead sich für jede Gruppe von Stakeholdern (Patienten, Community, Versicherungen, etc.)  überlegte, ab welchem Preis das Risiko eines Protests der einzelnen Gruppen zu rechnen sei. Im Report des Senatsausschusses heisste es dann konkret: „Gilead’s own documents and correspondence show its pricing strategy was focused on maximizing revenue—even as the company’s analysis showed a lower price would allow more patients to be treated.“

Zusammenfassend müssen wir festhalten, auch wenn nur 6 Personen in diesen Vortrag kamen (am Ende waren es etwas mehr): Es ist auch unsere Aufgabe, uns um die Finanzierung von medizinischen Massnahmen zu kümmern.