23. Dezember 2015

HIV: Keine Schädigung des Gehirns bei frühem Therapiebeginn

Bei HIV-infizierten Personen findet sich vermehrt eine Schädigung des Gehirns, welche zu diskreten Aufmerksamkeits-, Verhaltens- oder Gedächtnisstörungen führen. Eine zwar kleine, aber umfassend durchgeführte Untersuchung bei Patienten, die realtiv früh mit einer HIV-Therapie angefangen hatten zeigt, dass solche Veränderungen bei rechtzeitiger Therapie selten sind.

HIV-Encephalopathie / HIV-Demenz: Früher häufig
In den ersten Jahren der AIDS Epidemie sahen wir relativ viele Patienten mit einer eindrücklichen Demenz, welche eindeutig auf das HIV Virus zurückzuführen war. Schon mit dem Einsatz des ersten HIV-Medikamentes (AZT, 1987) wurden diese Bilder immer seltener. Wir sahen Vorstufen, Patienten mit diskreten, oft kaum erkannten neuropsychologischen Veränderungen. In der Gehirnbiopsie fand man sog. Glioseherde. Es schien also, dass der Verlauf der Erkrankung mit der Therapie zu bremsen war. Ein Hinweis, dass der Schaden im Gehirn spät auftritt.

Neuropsychologische Probleme heute
Auch heute, 20 Jahre seit dem ersten Einsatz der hochaktiven HIV-Therapien sehen wir noch neuropsychologische Beschwerden, doch sie sind meist diskret. Dennoch bleibt es eine Frage, ob diese Spätveränderungen auch Jahre nach gut durchgeführter Therapie auftreten können. Wir sprechen von HIV-assoziierten Neurologischen Defiziten, HAND. In den letzten Jahen wurde immer wieder auf die Bedeutung solcher „HAND“ hingewiesen. Auch in der Schweizerischen HIV Kohortenstudie (SHCS) legen wir grossen Wert darauf, solche Veränderungen rechtzeitig zu erkennen.

Kleine Studie – sorgfältig analysiert
Nur gerade 26 Männer wurden in dieser kleinen Studie in New York untersucht. Es waren alles HIV-infizierte Personen, welche über viele Jahre mit einer gut wirksamen HIV-Therapie behandelt wurden. Bei allen war das Virus nicht nachweisbar, und alle hatten unmittlebar nach der HIV-Infektion (mit einer sog. Primoinfektion) mit der Behandlung begonnen. Die Dauer der Behandlung war um 6 Jahre bei der Hälfte der Patienten (2.2 -9.6J) und die CD4 Werte waren recht hoch (im Mittel um 800).

Die Patienten wurden einer intensiven neuropsychologischen Testung unterzogen. Die Resultate waren alle im Norbereich bis auf eine leicht eingeschränkte neuropsychologsiche Leistung bei einem einzigen Teilnehmer. Einer von 26 darf allerdings als „Normalverteilung“ angesehen werden. Wichtig ist allerdings, dass nur Personen in die Studie eingeschlossen wurden, die angaben, keine Drogen oder Medikamente zu konsumieren, welche einen Einfluss auf die Gehirnleistung haben können.

Frühe Behandlung verhindert Gehirnschaden
Die Studie ist zwar klain, aber es sind sorgfältig durchgeführte, standardisierte Tests, welche neuropsychologische Veränderungen anzeigen, bevor der Betroffene etwas merkt. Die Resultate bestätigen unsere Haltung: Ein rechtzeitiger Therapiestart – hier optimal während der Primoinfektion – hilft auch die Entstehung einer Gehirnschädigung durch das HIV verhindern.