Mehr Evidenz für kürzere Therapiedauer der Spondylodiszitis

Die optimale Therapiedauer der Spondylodiszitis ist nicht bekannt. Experten und Guidelines empfehlen eine Dauer von 6-12 Wochen. Nun hat eine französische Studiengruppe erstmals eine randomisierte kontrollierte Studie zu diesem Thema durchgeführt und die Resultate im Lancet publiziert.

Randomisierter Vergleich
Diese open-label Studie wurde angelegt, um zu zeigen, dass eine 6-wöchige Therapie nicht schlechter ist als eine 12-wöchige (Non-inferiority). Der primäre Endpunkt war Heilung nach einem Jahr, definiert als keine Rückenschmerzen, Fieberfreiheit und CRP <10mg/l. Patienten mit Fremdkörper im Infektionsgebiet, Lebenserwartung < 1 Jahr , Schwangerschaft, Stillzeit, Rezidiv einer Spondylodiszitis, Pilz-, Brucellen- oder Tuberkuloseinfektion wurden ausgeschlossen.

Eingeschlossen wurden aus 359 Patienten aus 71 Zentren mit bakteriologisch dokumentierter Osteomyelitis (mind. 2 Proben mit demselben Keim positiv  [Blutkulturen oder Biopsie] und radiologische Zeichen von Osteomyelitis). Nach Zufallsprinzip wurden diese entweder 6 oder 12 Wochen behandelt. Die Wahl der Therapie war dem behandelnden Arzt überlassen, sollte aber mit den französischen Guidelines für Therapie der Spondylodiszitis übereinstimmen.

Resultate vergleichbar
In der 6-Wo-Therapie-Gruppe wurden 160 von 176 Patienten (90.9%) „geheilt“. Das Resultat war identisch in der Gruppe mit 12 Wochen Behandlung (159 von 175; 90.8%), also keine Unterlegenheit der kürzeren Therapie. Betrachtet man nun Subgruppen so ist die Vergleichbarkeit der Behandlung nicht überall gegeben: So zum Beispiel für ältere Patienten (>75 J.), Patienten mit nicht-S.aureus Infektionen, einer Immunsuppression oder Diabetes mellitus. Aber auch bei Endokarditis, neurologischen Befunden, Abszessen, postoperativer Osteomyelitis und bei einer Behandlung mit Rifampicin und Fluorchinolon waren die Resultate etwas schlechter bei kürzerer Therapiedauer.

Unabhängig von der Therapiedauer waren Alter > 75 Jahre und eine Infektion mit S.aureus schlechtere Prognosefaktoren. Die verwendeten Antibiotika sind in der Tabelle 4 dargestellt.

Tabelle4

Die iv Therapiedauer lag im Schnitt bei 14 Tagen. 52% der Patienten erhielten weniger als 14 Tage iv Therapie. Es konnte kein signifikanter Unterschied  in Bezug auf Therapieversagen in den Patientengruppen, die >1 Woche oder < 1Woche iv Therapie erhielten gesehen werden.

In beiden Gruppen kam es zu ähnlich vielen Nebenwirkungen, die in Tabelle 3 dargestellt sind.

Tabelle3

Diskussion
Das ist die erste randomisierte Studie, welche die Therapiedauer der Spondylodiszitis systematisch hinterfragt. Es konnte überzeugend gezeigt werden, dass eine 6-wöchige Therapie genau so gute Heilungsraten bringt wie eine 12-wöchige. Allerdings kann die Studie nicht klären, ob Subgruppen, wie Immunsupprimierte, Ältere, Patienten mit Endokarditis, einer postoperativen Spondylodiszitis oder Patienten mit neurologischen Ausfällen von einer längeren Therapie profitieren könnten. Leider wurde die Länge der iv Therapie nicht standardisiert verglichen. So ist weiterhin unklar, wann auf eine perorale Therapie umgestellt werden kann.

Im klinischen Alltag behandeln wir die Spondylodiszitis, sofern kein Abszess und kein Fremdmaterial vorliegt, bereits jetzt für 6 Wochen. Diese Daten unterstützen erfreulicherweise unsere Praxis.