Mycoplasma genitalium – eine neue Herausforderung in der Behandlung der NGU?
Die aktuellen Guidelines zur Behandlung der Nichtgonokokken-Urethritis (NGU) beinhalten die Gabe von Azithromycin und zielen damit auf eine Behandlung der Chlamydien, welche zu den häufigsten Erregern der NGU gehören. Eine kürzliche Studie aus London zeigt nun auf, dass Mycoplasma genitalium eine ähnliche Prävalenz haben, aber eine erhöhte Antibiotikaresistenz gegenüber Makroliden aufweisen.
Studiendesign
Bislang wurde eine Untersuchung auf M. genitalium nicht empfohlen. In dieser Studie wurden in einer Klinik in London im Zeitraum von 2½ Monaten 217 Männer, die sich mit Symptomen einer Urethritis vorstellten, auf Gonokokken, Chlamydien, M.genitalium und T.vaginalis untersucht. Der Anteil der homosexuellen Männer lag bei 8%. Die Prävalenz der Chlamydien und der M.genitalium bei den Patienten mit NGU war ähnlich (16.7 vs. 14.7%).
Gehäufte Makrolidresistenz
Die genotypische Analyse ergab eine Makrolidresistenz bei 41% der M.genitalium sowie ein einem einzelnen Fall eine Resistenz gegenüber Fluorchinolonen. Diese Befunde lassen uns aufhorchen, da mit der aktuellen Therapie für Chlamydien – die zum Teil empirisch erfolgt – gehäuft Therapieversagen bei Infektion mit M.genitalium zu erwarten sind. Auch wenn die Studie nicht in der Schweiz durchgeführt wurde, ist hier mit ähnlichen Resultaten zu rechnen, da die Genotypisierung eine diverse Population aufzeigte, was eher gegen ein lokales Phänomen spricht.
Fazit
Die Studie lässt aufhorchen, da die Wichtigkeit von M.genitalium bisher unterschätzt wurde. Sollten sich die Daten zur Prävalenz und Resistenz bestätigen, wäre dies ein Argument, die Guidelines für die Therapie der NGU zu überdenken und die routinemässige Testung für M.genitalium einzuführen. Im Moment scheitert die Diagnostik aber an den hohen Kosten.