Biomarker zur Diagnostik von Pneumokokkenpneumonie bei Kindern
Pneumokokken sind die häufigsten Erreger von Atemwegsinfekten bei Kindern und Erwachsenen, werden aber leider mit traditionellen mikrobiologischen Methoden oft nicht entdeckt. Eine verbesserte Pneumokokkendiagnostik ist wünschenswert, weil nicht-meningitische Pneumokokkeninfekte praktisch immer mit dem guten alten Penicillin behandelt werden können. Biomarker gelten bisher als ungenügend spezifisch um eine Erregerdiagnose zu sichern.
Eine Forschergruppe aus Genf und Lausanne untersuchte die Wertigkeit von Procalcitonin (PCT) und C-reaktivem Protein (CRP) für die Erregerdiagnostik bei 75 Kindern im Alter bis zu 6 Jahre, die aufgrund einer klinisch diagnostizierten Pneumonie hospitalisiert wurden. Die Studie wurde 2003-2005, also vor Einführung der Pneumokokken-Konjugat-Impfung in der Schweiz durchgeführt, weshalb kein Kind vorher gegen Pneumokokken geimpft war. Pneumokokken wurden als ursächlich angesehen, wenn sie mittels Blutkultur, Kultur aus Pleuraflüssigkeit, mo-lekularbiologischer Tests (pneumolysin-PCR im Blut) oder serologisch (≥ 2-facher Antikörper-Titeranstieg zwischen rekonvaleszenten und akuten Proben) nachgewiesen wurden. Virusdiagnostik erfolgte ebenfalls mittels molekularbiologischen Methoden aus Nasopharynx-Aspiraten.
Insgesamt gelang ein Nachweis von Pneumokokken bei 37 (49%) Kindern (Blutkultur positiv: 0%, Serokonversion in 36; Blut-PCR in 15; nur 1 Kind mit Pneumokokken hatte keine Serokonversion!). Viren waren bei 71% der Kinder zumindest als Koinfekte beteiligt, bei 35% als einziger nachgewiesener Erreger.
PCT und CRP waren stark mit Pneumokokkennachweis assoziiert (Mittelwert bei Pneumokokkenpneumonie: PCT: 12.2 ng/mL vs. 1.2 ng/mL, CRP: 200 mg/L vs. 78 mg/L). Für den Pneumokokkennachweis betrug die Sensitivität von PCT (≥ 1.5 ng/mL) 94% und von CRP (≥ 100mg/L) 92%, allerdings bei schlechterer Spezifität. Für den Ausschluss von Pneumokokken lagen die cut-offs niedriger: PCT: 0.5 ng/mL, CRP: 40 mg/L (s. Tab.). Die Spezifität für den Pneumokokkennachweis konnte durch Kombination von Biomarkern und entweder Nachweis von Pneumokokken-Antigen im Urin oder in der Nasopharynxkultur oder Abwesenheit von Viren erhöht werden. Der Einfluss von viralen Koinfektionen auf Biomarker-Spiegel wurde nicht beschrieben.
Zusammenfassend kann festgestellt werden:
1. Pneumokokken sind häufig, werden aber v.a. mit molekularbiologischen Methoden oder Serologie nachgewiesen, die aktuell noch wenig verbreitet bzw. für die Patientenbetreuung nicht hilfreich sind. Blutkulturen sind unzureichend sensitiv.
2. Viren sind ebenfalls häufig, schliessen aber eine bakterielle Koinfektion nicht aus.
3. Im Vergleich zu viralen oder atypischen bakteriellen Erregern von Pneumonien im Kindesalter waren PCT und CRP bei Pneumokokken erhöht.
4. Ob diese Biomarker alleine allerdings wirklich Pneumokokken von anderen bakteriellen Erregern differenzieren können, wurde hier nicht untersucht und muss bezweifelt werden. Speziell hier könnte jedoch eine Kombination mit Urin oder Nasopharynx-Tests hilfreich sein.