Antiretrovirale Therapie zur Verhinderung der Übertragung von resistenten HI-Viren?

Unbehandelte HIV-positive Patienten sind die hauptsächliche Quelle von Übertragungen von resistenten HI-Viren unter MSM (men who have sex with men).

Resistenzen gegenüber antiretroviralen Medikamenten stellen ein grosses Problem bei der Behandlung von HIV-infizierten Patienten dar, da sie die Behandlungsmöglichkeiten einschränken. Im Rahmen der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie (SHCS) wurde der Ursprung von übertragenen Resistenzen untersucht.
Fast 1’700 MSM, welche im Zeitraum von 1996-2009 mit HIV-1 Subtyp B infiziert worden sind, wurden auf Resistenzen und deren Ursprung untersucht. Bei über 69% lag vor Therapiebeginn eine Resistenztestung vor. In 140 Fällen (8.4%) konnte dabei mindestens eine Resistenz nachgewiesen werden. Zur Identifizierung von möglichen Quellen und Clustern wurden die epidemiologischen Daten sowie Resistenzprüfungen von über 6‘900 weiteren HIV-positiven Patienten in die Analyse eingeschlossen.
Fast zwei Drittel der Patienten mit Resistenznachweis vor Therapiebeginn (n=86, 61%) konnten einem sogenannten Cluster zugeordnet werden. Das heisst, ein oder mehrere andere Patienten waren mit demselben Virus angesteckt. Bei gut der Hälfte davon (n=50, 58%) konnte  eine mögliche Infektionsquelle eruiert werden. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle (80%) war auch diese „Quellperson“ noch nie mit antiviralen Medikamenten behandelt worden. 
Konklusion
HIV scheint bei MSM in der Schweiz hauptsächlich durch nicht behandelte (aber auch nicht diagnostizierte) Männer übertragen zu werden. Die Übertragung  resistenter Viren ist  ein nicht zu vernachlässigendes Problem. Die Daten rechtfertigen die übliche Praxis, bei allen Neudiagnosen eine Resistenztestung durchzuführen. Sie unterstreichen aber auch die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnosestellung und Therapie zur Verhinderung von Neuinfektionen mit resistenten Viren.