Der Trend, der in die Hose geht
Prof. Vernazza hat in seinem Referat über Geschlechtskrankheiten ein paar wichtige Eckpunkte für die Behandlung in der Praxis zusammengefasst. Er hat dabei nur die beiden wichtigsten Geschlechtskrankheiten Gonorrhoe und Syphilis ausführlich behandelt.
Für die Behandlung der Geschlechtskrankheiten gilt immer
1. eine angemessene Diagnostik (selten auch syndromische Behandlung ohne Diagnose)
2. eine korrekte Therapie, mit möglichst geringem Resistenzrisiko
3. die epidemiologische Meldung der Erkrankung beim BAG und
4. die Notwendigkeit der Partnerinformationen
Untersuchungen aus den USA zeigen, dass die Partnerinformation auch an den Patienten delegiert werden kann. Die Effizienz dieser Information wird besser, wenn sie schriftlich abgegeben wird.
Gonorrhoe
Neu bei der Gonorrhoe ist die Behandlung mit einer kombinierten Therapie Ceftriaxon und 2 g (!) Azithromycin per os. Diese Kombination wird zur Verhinderung der weltweit zunehmenden Resistenzentwicklung gegen Cephalosporine empfohlen. Die Behandlung mit Azithromycin behandelt auch eine oft gleichzeitig vorhandene Chlamydieninfektion.
Syhilis
Bei der Syphilis berichtet Prof. Vernazza über zwei Fälle, bei denen die Behandlung versehentlich mit Penizillin durchgeführt wurde. In der Meinung Penizillin G i.m. würde genügen, hat sich bei diesen Fällen eine unvollständige Abheilung gezeigt. Richtig wäre eine Behandlung mit Benzathin-Penicillin, einem lange wirksamen Penicillin. Das Präparat ist in der Schweiz nicht mehr verfügbar und muss über die Kantonsapotheke bestellt werden. Prof. Vernazza demonstriert den Einsatz der Behandlungsrichtlinie über www.Guidelines.ch, welche auch als App verfügbar ist. Mit dieser Applikation können praxisrelevante Informationen, wie z.B. Ergänzungsmeldung oder Liste der Kantonsapotheker rasch abgerufen werden.
Der Fall einer Frühbehandlung bei Syphilis mit fehlender Serokonversion sowie das ceterum censeo, bei jeder Geschlechtskrankheit einen HIV-Test durchzuführen, runden die Vorstellung ab.