Herausforderungen in der Diagnostik von Virusinfektionen

Wer bisher den Eindruck hatte, sich auf eine Viruslastbestimmung aus dem Labor verlassen zu können, wurde in dem Vortrag von Angela Caliendo am diesjährigen 23rd Challenge in Virology Meetings in Saanen eines Besseren belehrt.

Viel zu selten hinterfragen wir die Resultate, die auf dem Laborblatt erscheinen. Die Beurteilung der Grenzen und Möglichkeiten der Methode, auf der das Resultat geführt beruht, sollten wir kennen. Die hoch dotierte Pathologin von der Emory University in Atlanta, USA zeigte eindrücklich, dass die Methodik, die zu den Resultaten führt, häufig gar nicht standardisiert ist. Am Beispiel von CMV (Genomnachweis mittels PCR) führte eine Reihenuntersuchung einer Probe in 33 Laboratorien zu einer Differenz von 2.0-4.0 log(10) Viruskopien/mL. (Pang et al, 2009).


Log10 variation in reported results for individual positive samples in the panel relative to expected value (assigned 0 value) using laboratory-developed (LD) or commercial assays (Com).

Viruslastbestimmungen sind die Grundlage für wichtige Therapieentscheidungen. Damit haben diese Resultate direkten Einfluss auf die Patientenbetreuung. Internationale diagnostische Standards können dies verbessern. Für CMV gibt es den Standard nun seit 2012. Analoge Probleme bestehen weiterhin aber z.B. bei BK-Viruskonzentrationen. Ursachen sind weniger die Methoden zur Genomextraktion, häufiger sind Reagenzien oder das Ausgangsmaterial verantwortlich (Hayden et al, 2012).

Vorsicht ist auch notwendig bei der gleichzeitigen Detektion verschiedener Viren (viral panels) in einer Probe mit Multiplex PCR. Hier bleibt die Sensitivität einzelner Viren in den "viral panel" häufig hinter der Qualität einer Einzel-PCR zurück (Krunic et al). D.h. wir sollten für die Beurteilung des Resultats diese Angaben haben.

Trotz all dieser Probleme, ist die PCR-Diagnostik zunehmend auch hinsichtlich der Geschwindigkeit einer Kultur überlegen.
Auch könnten neue PCR-Techniken, wie die digitale PCR (dPCR) ein Weg sein, die Standardisierung zu übergehen, da die Erstellung einer Standardkurve entfällt.

Auch wenn sie preislich noch wenig attraktiv ist, erscheint die Testung vor Ort (POCT) zunehmend realistischer z.B. für die rasche Diagnose von Virusinfektionen, die dann eine unnötige Antibiotikatherapie verhindern hilft oder Hygienemassnahmen im Spital beeinflusst.

Die neuen Möglichkeiten müssen aber nicht nur aufgrund der angeführten Probleme kritisch beleuchtet werden. So bleibt die Fähigkeit der Interpretation der Resultate eine Schlüsselvoraussetzung für den Einsatz. Prof. Caliendo schliesst ihren Beitrag daher auch mit dem Satz: „because we can do it, does not mean we should do it!".