Chronische Hepatitis B: Kombinationstherapie nicht besser als Monotherapie

Soll eine chronische Hepatitis B mit einer Medikamentenkombination behandelt werden, wie es sich bei der HIV-Therapie etabliert hat? Das war die Fragestellung der BMS-gesponserten BE-LOW-Studie.

Es gibt bereits diverse Studien zu Kombinationstherapien bei Hepatitis B, die keinen Vorteil gezeigt haben. In der aktuellen Studie wurde die Kombination der beiden, aktuell besten Hepatitis B-Medikamente, Entecavir und Tenofovir, untersucht. Diese Kombination macht theoretisch Sinn, da beiden Substanzen ein unterschiedliches Resistenzprofil besitzen. Die Studie verglich also eine Entecavir-Monotherapie mit einer Kombinationstherapie aus Entecavir und Tenofovir bei therapie-naiven Patienten mit chronischer Hepatitis B. Dies erfolgte in einer gemischten Population von HBeAg-positiven (n=264) und HBeAg-negativen (n=115) Patienten. Die Studiendauer betrug 3 Jahre. Primärer Endpunkt war eine HBV-DNA von <50 IU/ml nach 96 Wochen.

Resultate

Es fand sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen beiden Therapiearmen: 76,4% im Entecavir-Monotherapiearm und 83,2% im Entecavir/Tenofovir-Arm (p = 0.088) wiesen nach 3 Jahren eine supprimierte HBV-DNA auf. Eine post hoch durchgeführte Subgruppenanalyse zeigte aber, dass HBeAg-positive Patienten mit hoher Ausgangsviruslast (≥10^8 IU/ml) unter Kombinationstherapie nach 3 Jahren häufiger supprimiert waren (79% vs 62%). Die Rate an HBeAg-Verlust und HBeAg Serokonversion war hingegen in beiden Gruppen gleich.
Genotypischen Resistenzmutationen wurden in keinem Therapiearm beobachtet. Einen virologischen Durchbruch zeigten 7 Patienten unter Kombinationstherapie und 2 Patienten im Monotherapiearm. Hier könnte mangelnde Adhärenz eine Rolle gespielt haben. Die Nebenwirkungen waren in beiden Studienarmen ähnlich.

Zusammenfassung

Die Resistenzbarriere ist sowohl für Entecavir wie auch für Tenofovir sehr hoch. Auch die aktuelle Studie mit Entecavir plus Tenfovir konnte keinen Vorteil einer Kombinationstherapie bei chronischer Hepatitis B zeigen. In der Subgruppe der HBeAg-positiven Patienten mit hoher Ausgangsviruslast (>10^8 IU/ml) wurde zwar eine Überlegenheit bezüglich des primären Studien-Endpunktes beobachtet, aber ob dieser statistisch signifikante Unterschied auch klinisch relevant ist, bleibt unklar. Der raschere Abfall der Viruslast kann theoretisch die Entwicklung von Medikamenten-Resistenzen verhindern. Es bräcuhte wohl sehr viele Patienten, um einen Benefit zu zeigen.

Quelle: Lok A. et al.; Gastroenterology 2012