Hand-Fuss-Mund-Syndrom: keine einheitliche Krankheit

In den letzten Monaten hört man wieder vermehrt Berichte über Erkrankungen bei Kinder mit Hand-Fuss-Mund-Syndrom. Diese, bei uns meist harmlose Infektionskrankheit ist jedoch keine einheitliche Erkrankung.

Das Hand-Fuss-Mund-Syndrom (HFM) ist ein Krankheitsbild, welches von vielen Erregern ausgelöst werden kann. Die Erreger gehören alle zur Familie der Picornaviren, in der Regel sind es Erreger der Art „Enteroviren“ welche die Erkrankung hervorrufen. Die Erkrankung hat keine Gemeinsamkeit mit der Mund-und-Klauen-Seuche der Huftiere, ausser dass auch deren Erreger den Picornaviren zuzuordnen sind.

Verlauf oft ohne Erkrankung

Nicht alle Kinder, die angesteckt wurden, entwickeln auch ein Krankheitsbild. Ein grosser Teil muss asymptomatisch verlaufen, denn in Kinderkrippen sind meist nur wenige Kinder erkrankt, obwohl das enge Nebeneinander die Ansteckung äusserst wahrscheinlich macht. In Asien haben etwa die Hälfte der 18-Jährigen bereits Antikörper gegen das dort am häufigsten zirkulierende Enterovirus 71 (EV71), obwohl längst nicht alle eine Krankheit durchgemacht haben (Ang et al, 2011).

Das klinische Bild

Das Krankheitsbild beginnt meist mit Fieber und Unwohlsein. Die Kinder sind besonders in den ersten Tagen geschwächt. Nach 1-3 Tagen treten dann schmerzhafte Aphten im Mund auf, gefolgt von einem Ausschlag an Händen und Füssen, der über eine Bläschenbildung ausheilt und allenfalls zu einem Besuch bei dem Hausarzt führt. Bläschen können auch rund um den Mund auftreten. Beobachtet wird auch eine hämorrhagische Konjunktivitis (siehe Bild). Die Erkrankung heilt in der Regel spontan innert weniger Tage aus.
Bildquelle/Copyright: www.infekt.ch 2012

Schwerere Verlaufsformen in Asien

Vor allem aus China und Japan finden sich in den letzten 15 Jahren zahlreiche Berichte über Ausbrüche mit dem EV71. Diese Erkrankung scheint deutlich schwerer zu verlaufen als mit dem bei uns zirkulierenden Virus (meist Coxsackie A). In Asien wird berichtet, dass etwa 10% der Kinder hospitalisiert werden. Die schweren Verläufe werden durch eine Hirnhautentzündung verursacht. Eins von 1’000-3’000 erkrankten Kinder stirbt an der Encephalitis. Somit ist die EV71-Infektion in Asien so gefährlich wie die Masern bei uns. Aus diesem Grund wird im Moment auch an einer Imfpung gegen EV71 gearbeitet (Xu et al, 2010).

Epidemiologie

Bei uns wird das HFM-Syndrom meist vom Coxsackie A16 Virus hervorgerufen, aber auch EV71 Infektionen sind häufig, wie eine seroepidemiologische Studie aus Deutschland zeigt. Weshalb der Verlauf der Infektion mit EV71 in Asien so schwer verläuft, ist unklar*. Untersucht werden Virulenz-Unterschiede im Virus oder auch eine unterschiedliche genetische Disposition.
Die Erkrankung wird meist in Kinderhorten und Kindergärten übertragen. Der Erreger wird in Speichel und Stuhl ausgeschieden. Korrekte Händehygiene kann die Übertragung auf Erwachsene verhindern aber bei Kleinkindern lässt sich die Ausbreitung nicht unterbinden. Solange es sich auch bei uns um eine so harmlose Erkrankung handelt, sind keine zusätzlichen Vorsichtsmassnahmen notwendig.

Krankheitsbild verändert sich möglicherweise

Das US Center of Disease Control (CDC) berichtete am 30.3.12 im MMWR über ein Zunahme von HFMS bei Kindern und über eine mögliche Veränderung des Krankheitsbildes. Im letzten Halbjahr kam es offenbar zur Zunahme von Ausbrüchen von HFMS durch Coxsackievirus A6 in einigen Staaten der USA. Da die Erkrankung nicht meldepflichtig ist, fehlen genaue Angaben. Sicher ist es sinnvoll, wenn die Erkrankung auch weiterhin genau beobachtet wird. Wir bleiben auf jeden Fall dran….

* Nachtrag 18.4.12:

Soeben meldet Pubmed über einen ungewöhnlich starken Anstieg von HFM-Erkrankung. Ein Kinderspital im Mekong-Delta hatte im letzten Quartal über 1000 Eintritte pro Monat, meist liegen 2-3 Kinder im gleichen Bett mit HFM.