Wie kann die Akzeptanz für ein HIV-Screening erhöht werden? – Eine Frage der Kommunikation!

Die CDC (Centers for Disease Control and Prevention) in den USA empfiehlt ein Routine HIV-Screening in medizinischen Institutionen. In Europa empfehlen wir ein gezielteres Vorgehen. Was ist korrekt?

OPT-out oder OPT-in?
Eine Studie von Douglas A.E. White et. al. befasst sich mit unterschiedlichen Strategien, den Patienten für ein HIV-Screening zu gewinnen. Es wird angenommen, dass durch eine „opt-out“-Methode die Zustimmung grösser ist als bei einer „opt-in“-Methodee.
Bei der „opt-out“-Methode wird der Patient über die Medien oder über andere öffentliche Ankündigungen darüber informiert, dass grundsätzlich ein HIV-Test durchgeführt wird. Der Patient muss den Test aktiv verweigern. Bei der „opt-in“ Methode wird das Einverständnis ausdrücklich eingeholt.

Die Studie erfolgte auf der Notfallstation eines städtischen Spitals in Oakland (USA), das als regionales Traumazentrum gilt. Knapp die Hälfte der Behandelten waren Schwarze, ein Drittel Latinos. Seit 2005 erfolgt eine HIV-Screening-Politik wie wir sie in der Schweiz kennen. Die Durchführung eines HIV-Tests erfolgt nach Beratung des Patienten in Situationen, bei denen das Vorliegen einer HIV-Infektion möglich erscheint. Die Intervention der Studie beinhaltete ein HIV-Screening durch 3 zusätzlich geschulte Angestellte, die auf der Notfallstation einen HIV-Schnelltest (OraQuick Speicheltest) durchführten, indem wöchentlich alternierend die Patienten nach der „opt-in“ resp. „opt-out“-Methode informiert wurden.

Gemäss „opt-in“ Methode lautete die Frage „Wir bieten allen unseren Patienten einen HIV-Test an. Möchten Sie heute einen HIV-Test durchführen?“. Gemäss der „opt-out“-Methode lautete die Information „Wir testen alle Patienten auf HIV. Ich bin hier, um bei Ihnen einen HIV-Test durchzuführen“. Von den 2409 getesteten Patienten wurden die Hälfte gemäss der „opt-in“- resp. die andere Hälfte gemäss der „opt-out“-Methode informiert. Die Akzeptanzrate des „opt-in“-HIV-Screenings betrug 63%, diejenige des „opt-out“-HIV-Screenings 78%, was einer absoluten Differenz von 14% entsprach. In beiden Gruppen kam es zu einem reaktiven Test, der durch einen positiven Western Blot bestätigt wurde.

Bei 224 ärztlich initiierten Tests waren 4 reaktiv, darunter ein falsch Positiver. Trotz des standardisierten Protokolls fiel auf, dass beim Interviewer A sowohl bei der „opt-in“- als auch der „opt-out“-Methode eine höhere Akzeptanz bei den Patienten vorlag mit ca. 70%. Die Interviewer A war schwarz und wurde als dynamische, engagierte und lebendige Persönlichkeit im Gegensatz zu den anderen beiden Personen beschrieben. Nichtsdestotrotz gehen die Autoren davon aus, dass das „opt-out“-Kommunikationsmodell am Patientenbett mit Einsatz von zusätzlichem Personal zu einer besseren Akzeptanz eines HIV-Screenings bei Patienten bewirkt. Was die Studie nicht beweisen konnte – dazu war die Anzahl der Untersuchten ungenügend – ist eine Zunahme der diagnostizierten HIV-Infektionen bei höherer Screeningakzeptanz.

Quelle: Douglas et al, 2011,JAIDS