Hepatitis B – Früher behandeln?
Wir sind uns die Diskussion aus dem HIV-Gebiet schon längst gewohnt. Früher Therapiebeginn verhindert Spätschäden. Nun läuft die Diskussion auch bei der chronischen Hepatitis B.
Eine Diskussion von Zoulim und Mason in der Dezemberausgabe des Gut geht der Frage nach, ob wir tatsächlich genügend oft eine HBV-Therapie durchführen. Die chronische Hepatitis B kann zur Leberfibrose, Zirrhose und auch Leberkrebs (Hepatozelluläres Carcinom, HCC) führen. Die meisten Guidelines empfehlen, mit einer Behandlung der Hepatitis B so lange zu warten, bis sich ein Leberschaden bemerkbar macht. Hingegen wird in der sogenannten Phase der Immuntoleranz (hohe Virusvermehrung, keine Reaktion des Immunsystems) keine Therapie empfohlen. Doch dieses Vorgehen ist nicht unproblematisch. Trotz einer regelmässigen Kontrolle kann nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Vorgehen die Entwicklung eines HCC verhindern kann. Tatsächlich könnte der Reparaturvorgang der Leber selbst (als Folge der chronischen Virusvermehrung) Ursache der Entartung der Leberzellen sein.
Die Autoren diskutieren in diesem lesenswerten Review die Evidenz, wonach man sich gut überlegen sollte, ob nicht auch die Phase der Immuntoleranz eine mögliche Indikation für eine Therapie sein könnte. Um diese Frage schlüssig zu beantworten, brauchen wir – so die Autoren – noch weitere Studien, welche dies untersuchen. Die Autoren postulieren auch, dass wir in solchen Studien auch Surrogatmarker studieren sollten, was hilft, das Patientenkollektiv zu definieren, welches von einer frühen Therapie profitieren würde.
Sicher ein noch offenes Feld, doch dürfte mit den besser verträglicheren Therapie in Zukunft auch hier der Trend eher in Richtung fühere Therapie gehen.