Sexuelle Übertragung von Hepatitis C: Auch Frauen gefährdet

Hepatitis C wird durch Blut und Blutprodukte übertragen, heute fast ausschliesslich bei intravenösem Drogenkonsum. Weiterhin ist die Frage des sexuellen Übertragungsrisikos offen. Bei HIV-positiven Männern, die Sex mit Männern haben, ist die sexuelle Übertragung gesichert und nicht selten. Doch sonst?

In einem kurzen "letter to the editor" beschreiben Autoren aus Buenos Aires ihre Hinweise auf eine doch mögliche, sexuelle Übertragung von HCV. Die Autoren haben eine sexuelle Übertragung vermutet, wenn der feste Partner HCV-positiv war (meist durch Nadeltausch beim Drogenkonsum) und sich keine Hinweise für einen alternativen Infektionsweg fanden (früherer Drogenkonsum, Bluttransfusion).

Die Resultate zusammengefasst:
Die Autoren fanden  bei 8.6% der 886 Patienten die genannten Bedingungen für eine sexuelle Übertragung. Bei gut 20% fanden sie keine erklärende Infektionsart. Interessant an der Beobachtung sind zwei Aspekte: Erstens: die Häufung von vermuteter sexueller Übertragung bei HIV-Koinfektion (ein uns bekanntes Phänomen) und zweitens (eher neu): ein deutlich erhöhtes Risiko für Frauen (18% vs. 2% bei Männern). Imposant werden die Häufigkeiten dann bei der Kombination (HIV-positive vs. neg. Frauen): eine sexuelle Übertragung fand sich bei 10% der HIV-negativen Frauen und bei 50% der HIV-positiven Frauen. Dies ist doch ein eindrückliches Resultat.

Kommentar
Die Studie lässt nun doch offen, ob nicht einige HCV-Transmissionen durch vaginale sexuelle Übertragung erfolgen. Allerdings fehlen in der Untersuchung Angaben über Analverkehr. Es ist durchaus möglich, dass ein grosser Teil der hier untersuchten Frauen tatsächlich Analverkehr mit dem HCV-positiven Partner praktizierten. Die deutliche Erhöhung des Übertragungsrisikos bei gleichzeitiger HIV-Infektion kennen wir auch aus unseren Studien in Europa und der Schweiz.

Ein Problem der Studie dürfte ein grösserer Einfluss von Einschlusskriterien sein. Da ein grosser Teil der beobachteten Patienten Männer mit IDU-Geschichte sind, ist es verständlich, dass heterosexuelle Übertragung bei Frauen eine dominante Rolle spielt. Die Prozentzahlen dürfen also in eine Risikoangabe umgemünzt werden!

Doch die kleine Mitteilung weist darauf hin, dass wir noch weiterhin die Frage der sexuellen Übertragung von HCV beobachten müssen und auch vermehrt bei unseren Befragungen eine detaillierte Erfassung von Sexualpraktiken einholen müssen.

Unsere Schlussfolgerung
Die sexuelle Übertragung von HCV ist selten. HCV-differenten Paaren wird weiterhin die Benutzung von Kondomen NICHT ausdrücklich empfohlen. Wir würden aber meinen, dass der Analverkehr doch ein klar erhöhtes Risiko darstellt und dass auch feste heterosexuelle Paare instruiert werden sollten, bei Analverkehr immer Kondome zu verwenden, auch wenn bei keinem der Partner eine HIV-Infektion vorliegt.

Quelle: Fassio et al, Hepatology 2011

Weitere Beiträge zum Thema: