Chronic fatigue: XMRV doch kein Thema
Vor knapp 2 Jahren, am 23.10.09 hat das Science (s. link) eine bahnbrechende Arbeit zum Thema Chronic Fatigue publiziert. Doch heute mussten die Autoren die Arbeit korrigieren. Das Ende einer traurigen Geschichte.
Die Autoren des Whittemore Peterson Institute in der Wüste von Nevada haben sich mehr von ihrem Wurf erhofft. Man dachte, dass mit dieser Arbeit nun endlich die Ursache des rätselhaften Chronic Fatigue Syndromes (CFS) gefunden wurde. Doch schon zum Zeitpunkt der Publikation haben einige Forschergruppen an der Seriosiät der Arbeit gezweifelt.
Millionenschwerer Gegenbeweis
Doch wenn eine Behauptung mal im Raum steht, so wird es schwierig, diese mit soliden Methoden zu widerlegen. Eine traurige Wahrheit, die wir schon mal erlebt haben mit der Behauptung eines Englischen Arztes, der anhand von wenigen Fallberichten die Behauptung aufstellte, dass die MMR-Impfung zu Multipler Sklerose führte. Es brauchte grosse Studien in mehrstelligem Millionenbetrag um hieb- und stichfest das Gegenteil zu beweisen. So nun auch beim XMRV. Dieses Retrovirus, so zeigte sich später, hat sich von Mäusen in verschiedenen Labors so gut verbreitet, dass viele Proben kontaminiert sind.
So haben auch die Autoren vom Whittemore Peterson Institute (WPI) heute mitgeteilt, dass sich bei einer zweiten Untersuchung des identischen Probenmaterials zeigte, dass die Proben von damals durch einer Laborkontamination verunreinigt waren.
Dazu kam es, weil das NIH eine grossangelegte Untersuchung finanzierte, in welcher neun verschiedene Laboratorien Proben von den angeblich XMRV-infizierten Patienten und Kontrollpersonen getestet hatte. Auch das WPI hat sich an diesem Ringverseucht beteiligt, und siehe da: keines der neun Labors konnte die ersten Resultate wiederholen.
Todesstoss für XMRV-Hypothese
Mit dieser Arbeit ist nun die XMRV-Hypothese vom Tisch. Das gleiche Virus wurde schon mal für die Entstehung des Prostata-Karzinoms verantwortlich gemacht (wir berichteten darüber, s. unten) aber heute ist wohl klar, dass auch dieser Zusammenhang eine Ente war. Es konnte auch gezeigt werden, dass das Retrovirus XMRF (ein sog. Xenotropes Virus das dem Maus-leukämie-virus ähnlich ist) in Tat und Wahrheit eine Rekombination von zwei verschiedenen Virenstämmen darstellt, die durch eine Kontamination im Labor entstanden ist. Als Verursacher der weiterhin rätselhaften chronischen Müdigkeitserkrankung hat das Virus jedoch ausgedient.
Grosse Belastung für die Betroffenen
Solche Meldungen sind eine grosse Belastung für Menschen, die vom CFS betroffen sind. Für sie tönte die Mitteilung, dass ein Retrovirus als Ursache in Frage kommt schon fast als heilsbotschaft. Wenn man die Ursache einer Erkrankung kennt, sind auch Wege zur Diagnose und Therapie offener. Doch einmal mehr zeigt sich, dass es gefährlich ist, basierend auf scchwachen Daten Menschen mit einer chronischen Krankheit Hoffnung zu machen. Besonders heikel dabei ist, dass das WPI durch ein Legat von einer an CFS erkrankten Frau finanziert wird und dass diese Forscher unter starkem Erfolgszwang stehen, eine positive Antwort zu finden. Kein einfaches Unterfangen. Umso kritischer müssen wir sein, wenn wir Erfolgsmeldungen von solchen Gruppen lesen. Wir haben alle gelernt.
Quelle: Cohen J, Science 30.9.11: False Positive (Kommentar und weiterführende Literatur)
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