Arteriosklerose und Osteoporose – alters- oder doch HIV- und ART-bedingt?

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Die Oral Abstract Session von Montag lieferte einen Einblick in die aktuellen Themen bezüglich Komplikationen von HIV und ART.

In der Literatur wird vermehrt über eine niedrige Knochendichte bei alternden HIV-Patienten berichtet. Genaue Ursachen und Konsequenzen sind unklar. Das Risiko für osteoporotische Frakturen wurde von R. Bedimo in einer grossen KohrteZum Vergrössern, bitte clicken (>98% Männer) des Veterans Affairs’ Clinical Case Registry retrospektiv erfasst. Über die gesamte Beobachtungszeit 1988-2009 fand sich keine signifikante Risikoerhöhung unter den Behandelten, obwohl eine Inzidenzzunahme von osteoporotischen Frakturen ab 1996 mit der Einführung der HAART einen Zusammenhang vermuten liesse. Die Autoren sahen eine mögliche Ursache im längeren Überleben von HIV-Patienten. In der HAART-Periode 1996-2009 hingegen stellten Tenofovir und geboostetes Lopinavir, unter Berücksichtigung anderer Risikofaktoren wie weisse Rasse, Alter, Rauchen und Hepatitis-C-Koinfektion einen Risikofaktor für osteoporotische Frakturen dar. Die Behandlung mit Tenofovir erhöhte die Frakturinzindenz um 12% pro Behandlungsjahr. Eine Kombination mit Kaletra verstärkte das Risiko. Allerdings war das medikamenten-assoziierte Risiko minimal im Vergleich zu anderen klassischen Risikofaktoren.

Eine italienische Arbeit von A. Bellasi hat die Assoziation von kardiovaskulärem Risiko und Knochendichte in kardial gesunden HIV-Patienten untersucht. Ein eindrückliches Bild einer arteriosklerotischen Plaque mit histologischem Nachweis von reifem Knochengewebe veranschaulichte den postulierten Zusammenhang zwischen Herz und Knochen. Ein hoher CAC-Score (Coronary Artery Calcification Score) war assoziiert mit einer tiefen Knochendichte im Schenkelhals, nicht aber in der lumbalen Wirbelsäule, unabhängig von klassischen kardiovaskulären oder HIV-spezifischen Risikofaktoren. Auf den Grund für den Unterschied zwischen femoraler und lumbaler Knochendichte wurde nicht eingegangen. Viel eher wurde die Frage aufgeworfen, ob kardiovaskulär günstige Medikamentenprofile auch die Knochendichte günstig beeinflussen könnten.

Besser ZNS-gängige antiretrovirale Medikamente konnten, gemäss einer Kanadischen, longitudinalen Kohortenstudie von S. B. Rourke, die neuropsychologischen Funktionen von HIV-Patienten nicht global verbessern. Er fand einen negativen Effekt für motorische Funktionen und einen positiven Effekt nur für das räumliche Gedächtnis. Eine Rolle könnte die Neurotoxizität von besser ZNS-gängigen Medikamenten spielen.