HIV-Mutationen: Das Virus passt sich dem Wirt an

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Jacques Fellay, ein weiterer bekannter Forscher der SHCS, präsentierte ein Pilotprojekt mit dem Ziel, die Interaktion zwischen menschlicher, genetischer Variabilität, klinischem Phänotyp der HIV-Infektion und HIV-Mutationen zu integrieren.

Auf der Grundlage vorhandener humaner, genetischer Daten und den HIV-Sequenzierungsdaten wurde versucht, den kombinierten Effekt auf den klinischen Phänotyp zu studieren. Die Daten dieser Studie entstanden durch Analyse von unbehandelten, kaukasischen SHCS-Teilnehmenden mit HIV-1 Subtyp B, integriert mit den verfügbaren, humanen Genotypen (aus GWAS). Ausgegangen sind die Autoren von GWAS von einer Analyse von Determinanten der genetischen HIV-Sequenz und Determinanten vom set point der HIV Virämie. Diese gut bekannte Methode der genetischen Forschung wurde mit einer neuen statistischen Methode kombiniert, die eine potentielle Stratifizierung von menschlicher und viraler Population vermeidet. Die beiden folgenden Resultate, die von früheren Studien zu erwarten waren, bestätigen das Potential dieser neuen Methode für die künftige, genetische Forschung in grösseren Kollektiven: eine sogenannte starke „Anreicherung“ von MHC SNPs und einen eindeutigen Einfluss von LHA auf HIV-Sequenzen.

Die Untersuchung von SIV-infizierten Primaten ergab neue Einblicke auf das Verhalten der dendritischen Zellen (DC) in der intestinalen Mukosa. K. Reeves und Mitarbeitende zeigten, dass die chronische SIV-Infektion die Verteilung der DC mit einer Abnahme der DC-Population im Blut und Zunahme in der intestinalen Mukosa verändert. Das Gesamtresultat dieser Umverteilung kann man als „two-edged sword“ bezeichnen. Die erhöhte Präsenz von antiviral aktiven DC in der Mukosa führt zu einem erhöhten antiviralen Effekt zugunsten des infizierten Individuums. Gleichzeitig wird es aber wegen der chronischen Immunaktivierung und erhöhter Zellapoptose problematisch für die infizierten Primaten. Die Rekrutierung von Zielzellen für SIV könnte die Progression der Infektion zusätzlich begünstigen. In wie weit diese Beobachtung an Primaten auf den Menschen übertragbar ist bleibt zum jetzigen Zeitpunkt offen.