Malaria, Typhus, Hepatitis A… nach Reise: häufiger bei „visiting friends and relatives“
Reisende „visiting friends and relatives“ sind Immigranten aus (sub-)tropischen Ländern, die ihr Herkunftsland wieder aufsuchen. Sie entwickeln nach Reiserückkehr deutlich häufiger (schwere) Malaria und weitere Erkrankungen als „Touristenreisende“. Warum?
50 Millionen Reisende weltweit zieht es jedes Jahr von von den industrialisierten Ländern in (sub)tropische Destinationen. 25-40% dieser Reisenden sind „VFRs“ = visiting friends and relatives, d.h., ursprünglich aus (sub-)tropischen Ländern stammende Personen, die ihr Herkunftsland wieder aufsuchen.
Reisen diese „VFRs“ mit besonderem Expositionsrisiko?
VLRs reisen im Durchschnitt länger als „traditionelle“ Reisende, reisen wahrscheinlicher in ländliche, abgelegene Gebiete, haben engere Kontakte vor Ort und konsumieren dabei Nahrungsmittel und Getränke mit höherem Gefahrenpotential. Zudem sind „last minute“- Abfahrten keine Seltenheit, sicher z.T. unvermeidbar durch unvorhersehbare familiäre Ereignisse.
Ist „VFRs“ ihr Risiko bewusst?
Vielen dieser Reisenden „visiting friends and relatives“ ist zu wenig klar, welche Risiken sie mit ihren Reisen eingehen. In Bezug auf bestimmte Erkrankungen (insbesondere Malaria) gehen sie davon aus, (semi-) immun zu sein, obwohl diese Immunität nach nicht mehr stattfindender Exposition rasch abnimmt. Zudem sind sie zum Teil nicht (mehr) ausreichend informiert in Bezug auf veränderte Resistenzen der Plasmodien sowie zusätzliche Präventionsmassnahmen wie Bettnetze und Repellentien.
Die Folge: weniger Präventionsverhalten
Daraus wie auch aus anderen Faktoren wie finanziellen Restriktionen, Sprachschwierigkeiten, verminderter Einbettung in das Gesundheitssystem resultiert: „VFRs“ nehmen signifikant seltener als andere Reisende (laut Geosentinel: lediglich in 16%) Gesundheitsberatung vor der Reise in Anspruch; falls Beratung erfolgte, setzen sie Empfehlungen weniger in Handlung um (Quellen: s.u.).
Doch ist das wirklich so gefährlich?
Die Geosentinel-Datei, erhoben in zahlreichen Network-Institutionen weltweit, stellte anhand von Erkrankungsdaten 1997 bis 2004 fest, dass der Anteil von VFRs an bestimmten reiseassoziierten Erkrankungen überproportional hoch ist.
Allen voran Malaria, wo das Risiko von Immigranten, die ihr Herkunftsland bereisen, 8x so hoch ist wie dasjenige von „Touristen-Reisenden“, mit zudem deutlich höherem Anteil an Malaria tropica. Dabei mit Abstand führend: Import der Malaria aus Afrika südlich der Sahara.
Für Typhus liegt die Wahrscheinlichkeit einer Infektion bei „VFRs“ 7x höher als bei „Touristen-Reisenden“.
Auch das „Mitbringen“ von Influenza, Hepatitis A und B sowie von nicht-diarrhoeassoziierten intestinalen Parasiten ist gehäufter als bei „Touristen-Reisenden“. Die höchste Risikoerhöhung zeigt sich bei der Tuberkulose (Faktor 60 gegenüber „Touristen-Reisenden“), wobei der Anteil der früheren Exposition im Herkunftsland nicht klar zu differentieren sein dürfte.
Allerdings sind dies Studien, die an tatsächlich Erkrankten durchgeführt wurden. Unklar ist, wie viele Reisende trotz eingegangener Risiken gesund und wohlbehalten zurückkehren.
Fazit :
Diese Gruppe von Reisenden müsste auf ihr Risiko besser hingewiesen werden.
Bleibt allerdings die Frage, wie man dies umsetzen will: wie erreicht man diese heterogene Gruppe? Die Faktoren, die zu dem obgenannten Problem beitragen, dürften ja auch die Erreichbarkeit dieser Reisenden für Präventionsvorhaben erschweren…
Risiko HIV, STD während der Reise
Wenn aber tatsächlich erreicht werden könnte, dass sich „VFRs“ häufiger vor Reisenantritt beraten lassen, wäre sinnvoll, Beratung zum Sexualverhalten während des Auslandsaufenthaltes einfliessen zu lassen.
Dazu ein Beispiel, das allerdings schon älter ist (möglicherweise sähen heute die Zahlen anders aus!???):
Gemäss einer Studie aus London besuchten 44,5% Schwarzafrikaner, die in London lebten, in den letzten 5 Jahren ihr Herkunftsland; dabei hatten 40% der Männer und 21% der Frauen in dieser Zeit einen neuen Sexualpartner; von diesen hatten 42% während des letzten Geschlechtsverkehrs kein Kondom benutzt (Fenton KA et al., AIDS 2001;15:1442-5).
Solche (zusätzliche) Präventionsarbeit könnte lohnen!
Quellen:
CDC- Seite zur Malariaprävention 2010: http://www.cdc.gov/features/dsmalariasurveillance/