Pandemie – viele Köche verderben den Brei oder (Rück- u. Ausblick)

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Dr. Matthias Schlegel, Kantonsspital St. Gallen / 25. Februar 2010*deutsch

Dr. Matthias Schlegel präsentierte einen kritischen Rück- und Ausblick zur Pandemie.

Die vom BAG im August 2009 aufgrund vorliegender Daten aus Neuseeland und Südamerika publizierte Hochrechung der zu erwarteten Fallzahlen in der Schweiz lag mit ihren Schätzungen durchgehend um einen Faktor 2 zu hoch. Diese Differenz kann zumindest teilweise aufgrund unvollständiger Meldungen entstanden sein. Der Höhepunkt der Pandemie-Erkrankungen war in der Woche 47/2009 erreicht worden. Insgesamt sind in der Schweiz gemäss Sentinella-Meldesystem rund 300 000 Konsultationen aufgrund einer H1N1-Infektion erfolgt und ca. 520 Patienten mit gesicherter H1N1-Infektion hospitalisiert worden. Die Kennzahlen der im Kantonsspital St. Gallen hospitalisierten Patienten wurden präsentiert.

Der klinische Verlauf der H1N1-Infektionen war meist mild. Im Unterschied zur Altersverteilung bei der saisonalen Grippe waren insbesondere Jugendliche und Menschen im erwerbstätigen Alter betroffen. Todesfälle wurden hingegen vermehrt in höheren Alterskategorien verzeichnet, insgesamt 16 Todesfälle in der Schweiz. Bei 88% der Verstorbenen war mindestens eine Vorerkrankung bekannt.

Beleuchtet wurde das Problem von möglicherweise zu wenig reflektierten, allgemeinen Empfehlungen (bspw. bei Fieber zu Hause zu bleiben), die bei Risikopatienten zu gefährlichen Fehleinschätzungen seitens der Patienten, aber auch von Fachpersonen führen können.

Verzögerungen im Zulassungsverfahren, verschiedene Impfstoffe mit jeweils unterschiedlicher Indikation und daraus resultierend komplizierte Impfpläne sowie logistische Probleme bei der Impfstoffverteilung waren die Schlagworte zur Impfung.

Aus spitalhygienischer Sicht waren in unterschiedlichen Spitälern sehr heterogene, meist nicht den offiziellen Empfehlungen entsprechende Massnahmen ergriffen worden, wobei insgesamt eher ein Zuviel an Hygiene- und Isolationsmassnahmen durchgeführt worden war.

In der Diskussion und mit Blick in die Zukunft  wurden vermehrt einheitliche und zentral durch den Bund koordinierte Richtlinien und Massnahmen gefordert.