Management von Katheterinfekten mit SKN – Kathetererhalt oder Entfernung?

Studien und Guidelines empfehlen teilweise den Erhalt eines ZVK bei einem Katheterinfekt mit SKN. Diese Studie im CID untersucht einerseits den unmittelbaren Therapieerfolg bei Kathetererhalt vs Katheterenfernung, andererseits wurde untersucht, ob ein Kathetererhalt vermehrt zu Rückfällen führt.

Bei SKN-Wachstum in Blutkulturen handelt es sich einerseits oft um eine Kontamination, andererseits ist der SKN aber auch der häufigste Keim bei nosokomialen relevanten Bakteriämien. Obwohl wenig pathogen bildet er Biofilme, welche nur schwer für Antibiotika zugänglich sind. Die IDSA-Guidlines empfehlen die Entfernung eines ZVK bei katheterassozierter Bakteriämie primär NICHT; dies jedoch basierend auf Untersuchungen bezüglich des unmittelbaren Therapieerfolgs und somit mit wenig Blick auf Rezidive.

Die hier beschriebene Studie untersuchte retrospektive 188 Patienten mit SKN-katheterinfekten mit und ohne Katheterentfernung. Davon hatten 175 Pat nach 48h systemischer AB-Therapie keine Symptome mehr und kein Keimnachweis mehr (=resolved), bei 13 Pat war dies nicht der Fall (= non-resolved). Bei der gut ansprechenden Gruppe starben innert 4 Monaten 16%, bei den nicht-ansprechenden gar 77%, dies jedoch nur in 1 Fall aufgrund der SKN-Bakteriämie.
Es zeigte sich, dass in der non-resolved Gruppe 62% andere Infektionen zusätzlich hatten im Verlgeich mit der Gruppe, welche gut ansprach auf die AB-Therapie (dort nur  hatten nur 41% einen weiteren Infekt). Des weiteren war ein ICU-Aufenthalt vor Katheterinfekt assoziert mit einem nicht ansprechen nach 48h (Risiko 7x erhöht).

KEINEN Einfluss auf das Verschwinden der Symptome nach 48h hatte die Tatsache, ob der ZVK entfernt worden war oder nicht!

Anders verhielt es sich jedoch mit dem Langzeitverlauf: Bei 76% der Pat mit Relapse wurde initial der ZVK erhalten, bei 35% wurde er entfernt.

Insgesamt waren 3 Faktoren assoziert mit Relapse: Malignom (bei hämatologischen Malignomen jedoch gleich oft Relapse wie bei soliden Tumoren), Kathetermanagement und Kathetertyp: ein ZVK-erhalt führte 6.6x mehr zu Relapse als bei initialer Entfernung des ZVK, bei Port-a-cath-erhalt fanden sich sogar 15.1x mehr Relapseraten als bei Entfernung des Ports.

Kurz: Bezüglich der akuten Besserung zeigte sich kein Unterschied ob der ZVK gezogen oder erhalten wurde, Rückfalle ergaben sich jedoch deutlich vermehrt bei ZVK-Erhalt, und noch viel mehr bei Porth-a-Cath-erhalt. Bezüglich der akuten Symtpombesserung zeigte sich, dass Pat die vorher auf der ICU waren oder einen 2. Infekt hatten öfter nicht auf die AB-Therapie ansprachen.

Kritik: es handelt sich hier um eine nichtrandomisierte retrospektive Studie, die Rückfälle wurden nicht alle bezüglich Identizität der Erreger mit dem initialen Erregeruntersucht und ein AB-Lock-Verfahren wurde ebenso nicht angewendet.
Fazit: bei schwer kranken Patienten im Zweifel den ZVK eher wechseln da kränkere Personen das grössere Risiko für einen Relapse haben, insgesamt wird man in der Praxis aber wohl weiterhin eher das Verfahren mit dem AB-Lock zusätzlich versuchen. Also eigentlich nichts Neues.

 

Raad et al, CID 2009:49;1187-93