Hepatitis A und E: aktuelle Konzepte und Herausforderungen
Die grosse Gruppe der Hepatitiden ist eine inhomogene Gruppe von viralen Infektionen, die weltweit eine grosse Bedeutung haben. Die Entwicklung geht weiter in Bezug auf Diagnostik, Therapie und Prognose.
Betrachtet man die akuten Virus-Hepatitiden, so ist die Verteilung wie folgt:
HAV | 5 Milliarden |
HBV | 4 Milliarden |
HCV | 200 Millionen |
HDV | 17 Millionen |
HEV | 2 Milliarden |
Hepatitis E, ein kleines rundes Virus, ist gegenwärtig die wichtigste oder zweitwichtigste Ursache der akuten Hepatitis bei Erwachsenen im Mittleren Osten, Nord-Afrika und Asien sowie ein wichtiges Pathogen in tropischen und subtropischen Regionen.
Hepatitis A und E gehören zu den enteral übertragenen Hepatitis-Viren. Die folgende Tabelle stellt die beiden Viren gegenüber:
HAV | HEV | |
Familie | Picorna-Viren | Hepeviridae |
Genus | Hepatovirus | Hepevirus |
Genotypen | 1-3: human 4-5: Affe 6 |
1,2: human |
Grösse | 28 nm | 33 nm |
Virusstabilität | 56°C | 66°C |
infektiöse Titer im Stuhl | 10^6-10^9 | 10^4-10^7 |
Wirt | Primaten | Primaten und andere |
attenuierte Stämme | vermutlich nein | vermutlich ja |
Schwangerschaft | – | 20% Mortalität |
Verlauf | meist akut | meist akut |
Betreffend geographischer Verbreitung ist in Nordeuropa und Indien v.a. Hepatitis A Genotyp 3 anzutreffen.
Hepatitis E Genotyp 1 kommt in Nordamerika, China und Asien, HEV Genotyp 3 in Europa und den USA sowie HEV Genotyp 4 in Asien vor.
Hepatitis-E-Outbreaks (Quelle: CDC)
Bei den <6jährigen verläuft die Hepatitis A nur in <10% ikterisch. Bei den 6-14jährigen tritt bereits bei 40-50% ein Ikterus auf. Die anti-HAV-Prävalenz ist vom Alter und vom Endemiegebiet abhängig. Beispielsweise waren in Indien 1992 100% der >5jährigen anti-HAV-positiv und ca. 50% anti-HEV-positiv. Da es sich bei HEV um ein Virus mit cross-species transmission (Übertragung über die Artgrenze hinweg) handelt (Lancet 2003;362:371) und HEV-Genotyp 3 natürlicherweise beim Hausschwein vorkommt, ist beispielsweise bei Schweinehändlern die HEV-Prävalenz grösser als bei Blutspendern und in dieser Population HEV häufiger als HAV. Betreffend zoonotischer Übertragung von HEV spielt in den Entwicklungsländern Genotyp 1 und 2 in Hirschen und Wildschweinen die Hauptrolle (Altersgipfel 20.-29. Lebensjahr) und in den industrialisierten Ländern Genotyp 3 und 4 (Altersgipfel 60. Lebensjahr). HEV-Antikörper konnten auch in Ratten, Kühen, Schafen und Ziegen nachgewiesen werden.
An lizensierten Hepatitis A-Vakzinen stehen folgende Präparate zur Verfügung: Havrix, Vaqta, Twinrix (in Kombination mit Hepatitis B), Avaxim und Epaxal. In China gibt es eine attenuierte Hepatitis A-Lebendvakzine. Ähnlich wie bei der Polio-Lebendvakzine wird nach der Impfung im Stuhl lebendes Virus ausgeschieden, so dass es fäkal-oral zur Übertragung von Impfstämmen kommt. Bezüglich Hepatitis E ist GSK daran einen rekombinanten Impfstoff zu entwickeln. Die HEV-Serologie detektiert alle Genotypen (hochkonserviertes Antigen).
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