Alltag H1N1: Der Hausarzt muss es allen recht machen

Ein ehemaliger Mitarbeiter unseres Teams, der nun in einer lebhaften Praxis arbeitet, schickt uns folgenden Bericht eines schwierigen Tages mit H1N1

Letzthin fragten mich 2 Patientinnen, welche zur Routinekontrolle kamen, ob meine Massnahmen gegen Schweinegrippe nicht etwas übertrieben seien, als sie 1 Meter neben mir Platz nehmen mussten und lasen, dass ich aus pandemischen Gründen vorläufig nicht mehr zur Begrüssung die Hände schüttle. Ich versuchte, ihnen die genaueren Zusammenhänge klar zu machen, erklärte, dass Panik wohl fehl am Platz sei, die Massnahmen aber auch nicht ins Lächerliche gezogen werden sollten.

Dann läutet das Telefon: Eine aufgebrachte Mitarbeiterin eines gesunden Mannes ist am Apparat. Dieser Mann war 3 Tage vorher mit seinen hochfebrilen Kindern in meiner Praxis, sie sind mittlerweile wieder gesund. Ich erklärte ihm, dass es grundsätzlich möglich sei, dass die Kinder an Schweinegrippe erkrankt sind, dies aber nicht weiter schlimm sei, auch nicht abklärungsbedürftig. Die Mitarbeiterin des Mannes erfuhr davon und war ganz aufgebracht, da sie eine tödliche Gefahr von diesem Mann ausgehen sah. Ich musste sie dann beruhigen und erklären, dass das Ganze nun doch nicht so schlimm sei – nebenan sassen immer noch die beiden Damen, welchen ich erst gerade erklärte, dass man die Pandemie vorläufig schon ernst nehmen sollte…

 

Ich hing das Telefon auf, verabschiedete mich von den beiden Damen und ging zum nächsten Patienten. Dieser wusste den Grund für die Ausbreitung von A(H1/N1): Die Schweizer Politiker lassen zu viele Ausländer in die Schweiz! Ich widersprach ihm heftig und verabschiedete mich nach der Routinekontrolle von ihm, mit einer gewissen Wut im Bauch…

Allen kann man es nicht recht machen.