Aktuelle Lage Mexikanische Grippe – 4. Mai 2009, PM

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Epidemiologische Lage

In Mexiko hat sich die Lage stabilisiert. Seit der rigorosen Einführung der Social Distancing Massnahmen (ab 24.4.) ist die Zahl neuer Erkrankungen deutlich zurückgefallen.

Am 04.05.2009 meldet die WHO total 1085 bestätigte Fälle aus 21 Ländern; insgesamt sind 26 Todesfälle bestätigt. Die Fallzahl aus Mexiko steigt weiter, da alte Proben nachuntersucht werden. Vom Verlauf der neu gemeldeten Grippefälle gehen die mexikanischen Behörden jedoch von sinkenden Neuinfektionen aus (siehe Medienbericht). Diese scheinen zudem weniger schwer auszufallen als die ersten Fälle, welche in Mexiko beobachtet wurden, was für eine Abschwächung des A/H1N1-Virus hindeuten könnte – für eine abschliessende Einschätzung dieser Beobachtung ist es jedoch noch zu früh.

Die Fallzahl in den USA wie auch in der EU blieben weitgehend stabil; im EU Raum liegt unser besonderes Augenmerk auf Spanien (Fallcluster in Barcelona und Valencia). Folgende Grafik gibt einen Überblick über die aktuellen Fallzahlen. Die Gliederung in WHO-Regionen erfolgt bewusst, da diese die Grundlage des WHO-Pandemieplans ist. Die WHO hat inzwischen nicht ausgeschlossen, dass die Pandemiestufe auf die höchste Stufe – 6 – angehoben werden könnte (siehe Medienbericht), warnte jedoch gleichzeitig vor Panik, da dies nicht gleichbedeutend sei, dass das A/H1N1-Vius nun überall auf der Welt gleich häufig vorkomme. Die höchste Pandemiewarnstufe zeigt einzig, dass eine weltweite Ausbreitung des Virus zu erwarten ist, und dass die Länder die notwenidigen Massnahmen zur Eindämmung der A/H1N1-Grippewelle ohne Verzögerung einleiten sollten.

 

 

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Abb.: A/H1N1 Grippefälle gemäss WHO: dunkelblau: Fallzahl je WHO Region, rot: Todesfälle je WHO-Region; hellblau und orange: Fall- bzw. Todesfallzahl für einige besonders interessante Regionen innerhalb einer WHO-Region.

Im UK wurde von einem Schulkind berichtet, welches sich nicht in Mexiko, sondern durch einen Kontakt in den USA angesteckt hat (siehe Bericht ECDC). Das BAG hat die Risikogebiete für eine A/H1N1 Ansteckung neu definiert (BAG). In Kanada wird zudem über eine Übertragung des Virus von einem Bauern auf Schweine berichtet. Schweine erkranken – wenn überhaupt – nur mit einer milden Symptomatik, und könnten ein Reservoir für das A/H1N1 Virus darstellen und zu seiner Verbreitung beitragen (vgl. WHO 3.5.09). Der Konsum von gekochtem oder durch-gebratenem Schweinefleisch ist jedoch unbedenklich. Alle Schweizer Verdachtsfälle betreffen Reiserückkehrer aus Mexiko oder USA. Noch ist kein Verdachtsfall aus dem Bekanntenkreis dieser Personen (sekundäre Übertragung) bekannt. Gemäss VBS sind zwei Rekruten in Abklärung wegen einer Grippesymptomatik, und die betroffene Rekrutenschlue wurde sicherheitshalber unter Quarantäne gestellt (vgl. aktuellen Medienbericht).

Nähere Informationen zu Fallzahlen und Lagebeurteilung einzelner Behörden:
WHO
CDC
ECDC
BAG

 

Vergleichende Analysen des Mexikanischen Grippevirus A/H1N1 mit bereits bekannten menschlichen und tierischen Grippeviren ergab, dass das A/H1N1-Virus ein Mosaik aus v.a. Schwein-Grippeviren ist (siehe unseren Bericht). Diese Analysen geben auch erste Hinweise auf die Virulenz (Fähigkeit des Virus, eine Erkrankung auszulösen), welche Anlass zu Hoffnung geben: so besitzt das neue Mexikanische Grippevirus nicht die Erbfaktoren, welche die Spanische Grippepandemie 1918/19 derart schwer verlaufen liess (siehe unseren Bericht). Zudem scheint sich das A/H1N1-Grippevirus wegen seiner molekularbiologischen Eigenschaften nicht optimal ausserhalb der oberen Atemwege vermehren zu können (siehe Kurzmeldungen). Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengenommen lassen darauf schliessen, dass die Mortalität wie auch die Schwere des klinischen Erscheinungsbildes der imminenten A/H1N1 Grippewelle eher im Bereich der normalen „saisonalen“ Grippe liegen dürfte. Erste klinische Daten deuten ebenfalls in diese Richtung (siehe MMWR, 30.4.09). Jedoch wird die totale Fallzahl über der einer „saisonalen“ Grippe liegen, da davon ausgegangen werden muss, dass in der Bevölkerung keine Immunität gegenüber dem A/H1N1-Virus besteht.

 

 

Weitere Informationen: