Gibt es Prädiktoren um eine Stavudin bedingte Neuropathie abzuschätzen ?

Die Sensorische Polyneuropathie (SN) ist eine häufige Nebenwirkung unter Stavudin (d4T, Zerit) Therapie.Trotz dieser Toxizität kann gelegentlich auf dieses Medikament nicht verzichtet werden. Es wurde deshalb versucht, wenigstens Prädiktoren zu finden, die das Risiko der Toxizität noch erhöhen.

In Melbourne, Jakarta und Kuala Lumpur wurden Screening Programme gestartet, um Risikofaktoren für die sensible Polyneuropathie zu beschreiben.
Das Vorliegen der sensiblen Polyneuropathie musste einerseits mit den klinischen Symptomen und andererseits mit klinischen zugehörigen Erscheinungsbilder dokumentiert werden.
An drei Standorten wurden insgesamt 294 Patienten eingeschlossen (100 Australien, 98 Malaysia, 96 Indonesien). Die Prävalenz einer SN war insgesamt 32%, resp. 42% Australien, 19% Malaysia und 34% in Indonesien.
Die Parameter, die nebst der d4T Medikation, dokumentiert wurden, waren Alter, Grösse, Gewicht, Demographie, Medikamentenvorgeschichte, Komorbiditäten, Labordaten (HIV RNA, CD4 Zellzahl).

Als Risikofaktoren eine SN unter Stavudin Therapie zu entwickeln, wurde mit einer hohen Signifikanz (p< 0,001)  die Grösse der Patienten ermittelt, ebenfalls ein signifikanter Risikofaktor war das steigende Alter der Patienten.
Das Risiko eine SN unter Stavudin zu entwickeln wurde auf 20% in jüngeren und kleineren Patienten, 33% in jüngeren, aber grösseren Individuen, 38% in älteren aber kleineren und schlussendlich 66% in den Patienten die > 60 Jahre und > 170cm sind festgelegt.

Schlussfolgerung der Autoren:
Stavudine ist in den Industrienationen nur noch selten Bestandteil der ART, dies wegen der unerwünschten häufigen Nebenwirkung der Polyneuropathie.
In Ländern mit wenig finanziellen Ressourcen wird Stavudine noch häufig, da günstig, in der Behandlung eingesetzt (z.B Jakarta und Malaysia).
In dieser Studie wurden zwei günstige und überall zu bestimmende Risikofaktoren, die eine SN begünstigen, definiert, nämlich das Alter und die Grösse der Patienten. Die Autoren schlagen deshalb vor, Patienten die > 40 Jahre, respektive >170cm sind, nicht mit Stavudine (obwohl günstig) zu behandeln.

Leider sind die Autoren nicht auf die pathophysiologischen Zusammnehänge eingegangen.
Glaubt man den gefundenen Zusammenhänge, wären Alter und Grösse wirklich einfache tools um einen Beginn mit Stavudine in ressourced limited settings abzuwägen. Allerdings sollten wir uns eher dafür einsetzen, dass auch die Länder mit weniger Ressourcen die gleiche Therapiequalität erhalten wie sie bei uns möglich ist.

Quelle: CROI 2009, Abstract 161