Sind Antibiotika-imprägnierte Zementspacer und Antibiotikaperlen nützlich?

Mit einer Prothesenimplantation wird oft ein lokal wirksames Antibiotikum eingebracht. Zudem ist es zum Standard geworden, Zementspacer mit einem oder mittlerweile mehreren Antibiotika zu imprägnieren. Da es keine guten vergleichenden Studien gibt, die den tatsächlichen Nutzen untersuchen, beschränkte sich der Redner (Ersatz von K. J. Saleh, Charlottesville, VN, Name leider nicht erfasst) auf das Aufzählen von grundsätzlichen Merkmalen und auf die potentiellen Vor- und Nachteile.

Grundlegendes
Die Idee der Antibiotikaimprägnierung fusst auf der Vorstellung, dass das Antibiotikum zu avaskulären Gebieten des Wundgebietes diffundieren kann. Im Falle einer Imprägnierung des Zementes gibt es unterschiedliche (hitzebeständige) Antibiotika, v.a. Gentamycin, Tobramycin und Vancomycin, die z.T. untereinander kombiniert werden. Falls kein Zement eingebracht wird, besteht die Möglichkeit des Einsatzes von „Antibiotika-Perlen“.

Indikationen
Der primär-prophylaktische Zementimprägnierung bei erstem Protheseneinsatz ist nicht etabliert, da bisherige retrospektive Daten keinen sicheren Vorteil erbrachten. Hingegen wird bei 2-zeitigem Protheseneinsatz praktisch routinemässig eine lokale Antibiotikagabe vorgenommen. Als „low dose“-Antibiotikum gilt beispielsweise der Zusatz von 0.5-1g Gentamycin zu 40g Zement. Bei Zementspacern werden höhere Konzentrationen verwendet („high dose“).

Kosten / Nutzen
Die Mehrkosten einer antibiotischen Zementimprägnierung betragen etwa 300 US Dollars. Es gibt Berechnungen, die besagen, dass die Antibiotikum-Imprägnierung eine Infektreduktion von 1.5% auf 0.3% nach sich ziehen müsste, um kostenneutral zu sein.

Nachteile
Lokal wirksame Antibiotika können Ursache von (falsch) neg. periprothetischen Gewebs-Kulturen bei Verdacht auf Protheseninfekt sein. Antibiotika machen den Zement spröder / poröser. Potentiell sind toxische oder allergische Reaktionen zu befürchten. Die vorbestehende Resistenz vieler Keime auf Aminoglykoside ist in Betracht zu ziehen. Zudem besteht natürlich immer die Gefahr, der Entwicklung einer Resistenz unter der lokalen antibiotischen Therapie.