Neue Impfansätze (Poster)

Wir haben 3 Poster-Präsentationen herausgegriffen, welche vielversprechende Ansätze zur Vakzinierung bei Hepatitis B-Non Respondern, gegen Dengue und staph. aureus beschreiben.

Hepatitis B-Impfung (E. G. Playford et al., Brisbane, AUS)
Eine australische Gruppe untersuchte ein Kollektiv von 57 Hämodialysepatienten (Alter 56+- 17.9 Jahre), die auf eine Grundimmunisierung gegen Hepatitis B keine Impfantwort aufwiesen (non Responder). Bei 29 Patienten wurden auf herkömmliche intramuskuläre Art 2 Booster (Woche 1 und 8 jeweils 40ug HBV-Vaccine) verabreicht, bei 28 Patienten intradermal (10ug 1x/Woche während 8 Wochen). Die Patienten in der intradermalen Gruppe waren im Durchschnitt älter und länger an der Hämodialyse. Primärer Endpunkt war ein anti-HBs-Titer >10U/l 8 Wochen nach Beendigung der Impfung. Sekundärer Endpunkt war der Zeitpunkt der Serokonversion (8.1 [1.4-24] Monate nach i.m.-Boosterung und 1.7 [0.8-6.2] Monate nach der i.d.-Gabe.). Es resultierte ein deutlich höheres Ansprechen bei der intradermalen Gruppe mit einer sagenhaften Serokonversion von 78.6 vs. 41.4%! Die unadjusted OR für die Serokonversion i.d. betrug 5.2 vs. i.m. Es wäre sicherlich interessant zu untersuchen, ob die intradermale Impfung auch bei anderen Kollektiven gleichen Erfolg zeigt und wie das vergleichende Ansprechen mit einem anderen Hepatitis B-Impfstoff (sowohl i.m. wie i.d.) ausfallen würde.

Dengue-Impfung (R. Forrat et al., Sanofi Pasteur, F/MEX)
Es gibt 4 verschiedene Dengue-Serotypen. Eine Dengue-Infektion kann asymptomatisch oder im Sinne eines grippalen Infekts verlaufen. Mit der Aquirierung von verschiedenen Serotypen erhöht sich die Gefahr einer schwerwiegenderen Symptomatik im Sinne eines hämorrhagischen Fiebers oder Dengue-Schock-Syndroms aufgrund eines ADE („antibody dependend enhancement of viral infection“). Immunisierungen müssen deshalb alle 4 Serotypen beinhalten, und bisher sind solche Entwicklungen gescheitert.In Mexiko wurde eine randomisierte Multizenter-Studie mit einem quadrivalenten lebend-attenuierten Impfstoff von Sanofi-Pasteur durchgeführt. Es konnten 126 Probanden unterschiedlicher Altersgruppen (2-45 Jahre) eingeschlossen werden. Als 1. Impfdosis wurde entweder der quadrivalente Dengue-Impfstoff oder eine Gelbfieber-Impfung verabreicht. Die nachfolgenden Injektionen wurden an den Monaten 3.5 und 12 appliziert und enthielten den Dengue-Impfstoff. Vor der ersten Immunisierung und jeweils 28d nach jeder Dosis wurden Antikörper gemessen.

8% der Probanden zeigten bereits vor dem Impfbeginn eine Seropositivität. 108 Probanden erhielten alle 3 Impfungen. Mit zunehmender Impfungsanzahl zeigte sich eine Zunahme der Serokonversion, welche nach 3 Impfdosen 82% für mindestens 3 Serotypen betrug. Offenbar zeigte sich kein relevanter Unterschied des Ansprechens innerhalb der 2 Gruppen, die Autoren gehen von einem „priming effect“ durch die Gelfiebervakzine aus. Es zeigten sich keine Vakzine-assoziierten Nebenwirkungen.

Um von einer erfolgreichen Dengue-Impfung zu sprechen, müsste einerseits die Konversionsrate weiter erhöht und die Antikörperbildung gleichermassen bei allen Serotypen vorhanden sein, um einem ADE vorzubeugen. Wir sind somit vielleicht nicht mehr allzu weit von einem entsprechenden Impfstoff entfernt.

Staphylococcus aureus-Impfung (R. Betts et al., Rochester NY/USA)
Angesichts möglicher, schwer verlaufender Staph. aureus (SAU)-Bakteriämien ist grundsätzlich eine Immunisierung wünschenswert, die mindestens den Schweregrad der Infektion – ähnlich wie bei den invasiven Pneumokokkeninfektionen – abschwächen könnte.

Mit der Entwicklung einer Vakzine (V710) gegen ein Oberflächenprotein von SAU (ISdB= iron surface determinant B) konnte in den präklinischen Modellen eine erfolgreiche Immunigenisierung gezeigt werden. Die Studiengruppe aus Rochester, NY untersuchten nun Wirkung und Nebenwirkung gestaffelt anhand von verschiedenen Altersgruppen in verschiedener Dosierung und Formulierung der Vakzine im Rahmen von Phase l-Studien. Die Untersuchungen wurden multizentrisch, doppelblind randominsiert durchgeführt. Die Poster-Präsentation beinhaltete vorwiegend die Daten der Gruppen mit >30ug Impfstoff anhand von 167 Probanden der Verum-Gruppe und 41 Probanden der Placebogruppe. Primärer Endpunkt nach einer einzelnen Impfdosis war die Serokonversionsrate nach 14d mit der Definition eines minimalen Titeranstiegs um den Faktor 2 gegenüber der baseline.

Es zeigte sich mittels zweier verschiedener Assays ein immunologisches Ansprechen in allen Alterskategorien, wobei die Rate in der Gruppe zwischen 18-29a (30 Probanden) mit 63% am niedrigsten und in der Gruppe zwischen 60-80 (31 Probanden) mit 87% am höchsten ausfiel, gemäss den Autoren aber als „similar“ (kein signifikanter Unterschied?) bewertet. Die Antikörpermessungen an den Tagen 28,84,180,360 wurden zwar durchgeführt, aber leider nicht präsentiert. Somit interessieren v.a. noch Langzeitverläufe (weiterer Anstieg der Serokonversionsrate in der jüngeren Patientengruppe im Verlauf?) und die Erkenntnisse der folgenden Phase ll- und lll-Studien.