Antibiotika-Nebenwirkungen: häufiger Grund für Konsultationen auf Notfallstationen
Antibiotika-assoziierte Nebenwirkungen sind ursächlich für eine unerwartet hohe Anzahl Konsultationen auf Notfallstationen, wie ein Artikel im Clinical infectious Diseases am gezeigt hat.
Antibiotika sind fast für 1 von 5 Konsultationen wegen Medikamentennebenwirkungen auf Notfallstationen verantwortlich, wie eine am 11.8.08 online publizierter Artikel im Clinical infectious Diseases gezeigt hat. Die Daten stützen sich auf Untersuchungen des US Center for Disease Control and Prevention (CDC).
Die Forscher analysierten 6614 Fälle von Medikamenten-assoziierten Nebenwirkungen. Aus diesen Daten wurde geschätzt, dass von 10’000 Antibiotikaverschreibungen 10.5 Notfallkonsultationen notwendig waren, insgesamt 142’500 jährlichen Besuchen auf Notfallstationen entsprechend. 19% aller Medikamentenassoziierten Nebenwirkungen waren durch Antibiotika verursacht.
Die geschätzte Rate für Nebenwirkungen auf Amoxicillin oder Penicillin lag bei 15.5/10’000 ambulanten Antibiotikaverschreibungen. Analog dazu betrug die die Rate an Konsultationen nach Verschreibung von sogenannten Hochrisikomedikamenten wie Orale Antikoagulantien, Insulin oder Digoxin 20.6/10’000 Verschreibungen.
Allergische Reaktionen
79% der Notfallkonsultation wegen Antibiotika-Nebenwirkungen waren durch Allergische Reaktionen verursacht, 19% durch andere Reaktionen wie Diarrhö, Schwindel und Kopfschmerzen. 94% konnten wieder entlassen werden oder wünschten keine Hospitalisation, bei 6% war eine Hospitalisation, Ueberwachung oder Ueberweisung erforderlich.
Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer
Frauen waren zu 67%, Männer zu 33% betroffen. 41% der Notfallkonsultationen erfolgte im Alter von 15-44 Jahren, Kinder unter 15 Jahren waren zu 26% betroffen, Erwachsene über 64 Jahren waren zu weniger als 14% betroffen. Als mögliche Erklärung, weshalb allergische Reaktionen auf Antibiotika bei älteren Leuten insgesamt viel seltener sind, erwähnen die Autoren, dass sich allergische Reaktionen bereits früher im Leben äussern, und dass bei allergischer Reaktion in der Vorgeschichte diese Antibiotika nicht mehr verabreicht werden.
Unnötige Antibiotikaverschreibungen
Ein möglicher Ansatz, um unnötige Antibiotikaverschreibungen bei viralen Infekten (häufig auf Druck der Patienten) zu vermeiden, stellt die Konfrontation des Patienten mit möglichen Nebenwirkungen dar. So beträgt z.B. die Wahrscheinlichkeit, dass bei viralen Infekten eine schwere Komplikation verhindert werden kann nur 1:4000. Demgegenüber besteht jedoch eine 25%ige Chance von Diarrhö, und es kommt in 0.1% (1:1000 ) zu einer schweren Nebenwirkung, welche eine Konsultation auf einer Notfallstation notwendig machen).
Shehab N et al. Clin Infect Dis. 2008;47(6):735-743 (15.9.08)