SMART news: Risikoverhalten nicht situationsadaptiert
Über die SMART-Studie haben wir hier schon oft berichtet. In dieser Studie wurden Patienten randomisiert entweder einer Dauertherapie zugeführt oder sie konnten die Therapie solange unterbrechen, wie die CD4-Helferzellen einen genügenden Immunstatus zeigten.
Nun haben die Autoren noch eine Untersuchung über das Sexualverhalten der eingeschlossenen Patienten publiziert.
Wir wissen sehr gut, dass während dem Absetzen einer HIV-Therapie ein starker Anstieg der HIV-Viruslast zu beobachten ist. Dies korreliert mit dem Risiko einer HIV-transmission, wie wir vor einigen Jahren mit einem Fallbeispiel berichtet hatten (Bernasconi et al.). Daher müssen Patienten, die eine Therapie unterbrechen entsprechend sorgfältig auf das hohe Übertragungsrisiko hingewiesen werden.
In einer subgruppe (n=883) der SMART Patienten wurden alle über ihr Sexualverhalten befragt auf Geschlechtskrankheiten untersucht. Zum Zeitpunkt der Randomisierung gaben 15% an, dass sie mir ihrem Partner unsafe sex hatten. Diese Zahl entspricht recht genau den Angaben aus der Schweizerischen HIV-Kohortenstudie, doch wissen wir hier, dass die unsafe Sex Rate bei anonymer Befragung sogar bei 25% liegt (Panozzo et al).
Effektiv zeigte das Sexualverhalten in den beiden randomisierten Gruppen (mit und ohne Therapie) keinen Unterschied. Dies ist bedenklich. Denn man muss davon ausgehen, dass die Therapieunterbruch-Gruppe ein massiv höheres Risiko hatten, die Infektion auf den Partner zu übertragen.
In dieser Studie wurde nicht untersucht, ob es bei den Partnern der betroffenen auch zu einer Infektion gekommen ist. Die Studie zeigt, dass Risikoverhalten nur schlecht reduziert werden kann und erinnert uns aber doch daran, bei Patienten, welche keine Therapie haben oder diese aus irgend einem Grunde unterbrechen, immer auf das hohe potentielle Risiko einer sexuellen Übertragung von HIV hinzuweisen sind.
Quelle: Burman et al, JAIDS, 2008