Eine neue Erkenntnis: Herpes zoster gehäuft bei Hypercalcämie!

Der "brief report" im CID laesst aufhorchen: Primaerer Hyperparathyroidismus ist mit erhoehter Inzidenz von Herpes zoster assoziiert! Soll nun bei jedem herpes zoster die Hypercalcaemie gesucht werden?

J. Norman ist gemäss Internetwerbung des Tampa General Hospital der weltbeste und erfahrenste Nebenschilddrüsen-Chirurg mit Professur für Chirurgie und Innere Medizin an der University of South Florida mit wöchentlich 36 Nebenschilddrüsenoperationen. Er untersuchte ein Phänomen anhand von 1000 Patienten mit primärem Hyperparathyreoidismus, welches ihm bislang aufgefallen war: Die Assoziation mit Herpes Zoster. Die letzte Beschreibung dieser Assoziation im CID liegt bereits 16 Jahre zurück ("Herpes zoster-induced acute hyperparathyroid crisis").

Die Herpes zoster-Inzidenz wird bei Patienten >50a mit 1.2-1.9% pro Jahr angegeben. Als bisheriger Trigger eines Herpes zoster gilt v.a. eine Immunschwäche (vorab T-Zell-bedingt) im Sinne der physiologischen Alterung, einer schweren Stressituation (z.B. schwergradige körperliche Erkrankung), medikamentösen Immunsuppression oder HIV-Erkrankung. Norman und Politz untersuchten an einem Kollektiv von 1162 Patienten die 45- bis 80-Jährigen (1000 Patienten) aus ihrer Praxis mit gerade stattgehabter Nebenschilddrüsenoperation und befragten sie nach dem Auftreten von (dokumentiertem) Herpes Zoster während der vorangegangenen 12 Monaten.

Die Rate von mindestens einer stattgehabten Herpes zoster-Episode war 3.7% (37 Patienten), also doppelt so viel wie in der Normalbevölkerung erwartet. Das Durchschnittsalter betrug 63.1 +- 8.9 Jahre mit einer tendenziellen Präferenz des weiblichen Geschlechts (nicht signifikant). Bei 5 Patienten wurde der primäre Hyperparathyreoidismus anlässlich des work up im Rahmen Herpes zoster-Konsultation diagnostiziert. Die Zoster-Inzidenz war linear korrelierbar mit höheren Serum-Calciumwerten (leider keine Angabe der Proteinbindung / Quantifizierung von Albumin) und zeigte eine jährliche Inzidenz von 11% bei einem Serum-Calcium-Wert von 3.25mmol/l! Es bestand keine Korrelation in Abhängigkeit der Höhe des Parathormons.

Die Autoren postulieren eine kausale Beziehung im Sinne einer Calcium-bedingten neuralen Triggerung, obwohl die Daten per se natürlich nicht klären, ob der Serum-Calcium-Wert ursächlicher Parameter ist. Somit wäre es spannend, zu wissen, ob im Kollektiv von Zoster-Patienten tatsächlich vermehrt Hypercalcämien (jedwelcher Genese) zu finden sind. Erst dann könnte entschieden werden, ob bei jedem Herpes zoster die Hypercalämie aktiv gesucht werden soll!

Quelle: Norman J, Politz D, CID 2008:46; 1452-54

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