Schwere Pneumonien im Kindesalter: kurze perorale Antibiotikagabe funktioniert!

Aktuelle Empfehlungen der WHO beinhalten bei einer schweren Pneumonie im Kindesalter die parenterale Antibiotikagabe. Die ambulante, perorale Therapie haette viele Vorteile: Ueberweisung, belastende Hospitalisation und auch Kosten koennten gespart werden. Dies waere nicht nur in Entwicklungslaendern von Vorteil.Eine internationale Kollaboration (New Outpatient Short-Course Home Oral Therapy for Severe Pneumonia – NO-SHOTS- Study Group) hat an 7 Studienorten in Pakistan gut 2000 Kinder (Alter 3-59 Monate) mit schwerer Pneumonie untersucht.

Falldefinition:

Kinder mit sehr schwerer Pneumonie, Asthma bronchiale, Penicillinallergie, Hospitalisation in den vorhergehenden 2 Wochen, Begleitinfektionen oder mit persistierendem Erbrechen wurden ausgeschlossen.

Die zufällige Zuteilung erfolgte in 2 Studienarme:

1. Hospitalisation und parenterale Gabe von Ampicilline (100mg/kg pro Tag in 4 Dosen) für 48h, nachfolgend 3 Tage Amoxicillin oral (80-90 mg/kg pro Tag)

2. 5 Tage Amoxicillin (80-90 mg/kg pro Tag) oral zu Hause.

Es gab klare Abbruchkriterien:

Interessanterweise zeigten sich keine Unterschiede bzgl. Therapieversagen, Verträglichkeit oder Mortalität. Therapieversagen trat in 5-6% auf, 5 Kinder starben (n=4 in der stationären und n=1 in der ambulanten Gruppe). Die Todesfälle waren gesamthaft Therapieversager und konnten nicht in Zusammenhang mit der Zuteilung in eine der Gruppen gebracht werden.

Risikofaktoren für Therapieversagen waren Alter 3-5 Monate, Untergewicht, sehr schnelle Atemfrequenz, Antibiotikagebrauch während der 7 vorhergehenden Tage (Resistenzproblem?).

Gestillte Kinder zeigten hingegen im Alter bis 24 Monate am 6. Tag seltener ein Therapieversagen.

Vermutlich entsprechend die Studienresultate den Erfahrungen einiger niedergelassener Kollegen auch in der Schweiz und objektivieren damit bisherige subjektive Erfahrungen aus der Praxis.

Dennoch erfordert die Übernahme der Studienresultate in den klinischen Alltag, dass Ein-, Ausschlusskriterien und die Risikofaktoren für Therapieversagen beachtet werden. Auch bedeutet die Überwachung der Abbruchkriterien Aufwand durch engmaschige, pädiatrisch geschulte Beurteilung, insbesondere im 1. Lebensjahr. In den ersten 6 Lebensmonaten kann ein ambulantes Management keinesfalls empfohlen werden.

Eine schwere Pneumonie bleibt eine Erkrankung mit signifikanter Mortalität und jede Therapieentscheidung an Orten muss dem Rechnung tragen.

Die Autoren der NO-SHOTS- Study Group fordern aufgrund der Resultate eine Anpassung der geltenden WHO Empfehlungen.

Quelle: Hazir et al, 2008, Lancet