Risiko der HIV-Transmission

Paradigma-Wechsel in den letzen 20 Jahren zum Thema HIV-Uebertragung. Was gilt heute noch als Risiko, und wo spielen irrationale Aengste mit.


Prof. Dr. Pietro Vernazza, Kantonsspital St. Gallen / 28. Februar 2008
*deutsch

„Licence to love“ oder „Liebe ohne Gummi“ unter genau definierten Bedingungen in einer festen, serodiskordanten (d.h. ein Partner HIV positiv, der andere Partner HIV negativ) Partnerschaft mit Kinderwunsch ist seit vielen Jahren ein besonderes Anliegen der Infektiologie in St. Gallen.

Die Mitteilung der Eidgenössischen Kommission fuer AIDS-Fragen (EKAF) von Ende Januar 2008 (siehe: HIV wirkt auch präventiv ) löste nun Wellen der Bewunderung, aber auch Empörung aus.

"HIV-infizierte Menschen ohne andere STD unter wirksamer antiretroviraler Therapie sind sexuell nicht infektiös".

In seinem Vortrag zum Paradigmenwechsel in der Transmission von HIV erwähnte Prof. Vernazza auf welchem wissenschaftlichen Fundament diese Beurteilung fusst und welche Bedeutung ihr für das öffentlich rechtliche Leben (Schuldfrage, Rechtsprechung) aber v.a. auch im privat partnerschaftlichen Umfeld (Kinderwunsch) zukommt.

Die Bedingungen, welche die Lösung einer „Licence to love“ immer bedingen, können nicht oft genug wiederholt werden:
 

  • Wirksame antiretrovirale Therapie > 6 Monate
  • Ärztliche Kontrolle / gute Adherence
  • Keine Geschlechtskrankheiten
  • Ärztliche Information beiderPartner
  • Individueller Entscheid beim neg. Partner


Kritische Stimmen gegen die EKAF-Mitteilung äusserten u.a., dass man das „nicht öffentlich sagen dürfe“. Prof. Vernazza setzte dem entgegen, dass erst die offene Kommunikation mit einem so als mündig behandelten Patienten zu einem individuell passenden Entscheid führen kann.
 

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Den Vortrag von Prof. Pietro Vernazza (pdf-file) finden Sie hier

In der Diskussion ergab sich die Frage, wie häufig beim HIV negativen Partner in einer serodiskordanten Partnerschaft mit „gültiger Licence to love“ ein HIV Test durchgeführt werden sollte? Die Antwort kam klar und präzis: kein routinemässiger oder gar periodischer HIV-Test, da das Risiko vergleichbar klein ist mit einem Flugzeugabsturz! Vielmehr sollte aber an einen HIV Test gedacht werden, wenn eine klare Indikation dafür besteht. Dies ist z.B. der Fall, wenn ein EBV-Test, oder eine CMV-Serologie abgenommen wird, oder aber die Diagnose einer Tuberkulose oder eines Lyphoms gestellt wurde.