Immun gegen Fakten

Fakten zum Nutzen von Impfungen gibt es genug. Wie koennen wir "Impfen" als eine der erfolgreichsten strategien in der Medizin besser kommunizieren?


Dr. J. Bonhoeffer, UKBB Basel, Hanspeter Spoerri, Publizist / 28. Februar 2008

Hr Bonhoeffer schildert was wir alle spüren: Bedenken bezüglich des Nutzens von Impfungen und v.a. bezüglich der Impfstoffsicherheit nehmen zu. Er sagt, dass v.a. wenn aufgrund der Durchimpfung eine Krankheit zurückgeht, die Sorge und der Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit bezüglich der Impfung zunimmt. Daraus schliesst er am Anfang, dass ein vermehrter Bedarf an Information und Kommunikation von Seiten der Ärzteschaft an die Öffentlichkeit besteht.

Wichtig ist daher die Meldung der Inzidenz der Krankheit sowie die Häufigkeit der Impfnebenwirkungen. Dazu ist zu sagen, dass es sich meist um harmlose NW wie Lokalrektionen handelt. Selten sind die schweren NW. Zur Erhrbung derer hat die Brighton-collaboration ein Reporting-system entwickelt.

Schwierig ist jedoch jeweils, einen kausalen Zusammenhang herzustellen zwischen Impfung und Symptom. Diesbezüglich gibt es von der WHO 5 Kriterien, welche nicht nur die zeitliche Inzidenz beinhalten. Ein sicherer Nachweis einer Kausalität kann pathogenetisch erfolgen (Impfvirusnachweis aus Körperflüssigkeit z.B.) oder durch eine Berechnung des relativen Risikos (randomisierte Studien). Dazu müssten jedoch Zahlen für alle Felder der 4-Feldertafel voranden sein, was oft nicht möglich ist.

Im Weiteren beleuchtete der Referent Beispiele, wo ein kausaler Zusammenhang zwischen Impfung und Krankheit vermutet worden ist, sich jedoch keine Evidenz für kausale Beziehung zeigte:

– Keine Evidenz zeigte sich beispielsweise bezüglich Zusammenhang der Entstehung einer Atopie und Impfungen. Der Hygiene-Hypothese der Impfgegner ’natüliche Infekte schützen vor Atopie‘ kann entgegnet werden, dass eine Impfung Infektionen nicht verhindert.Bonhoeffer zitiert eine Studie aus Finnland, welche keine Zusammenhang zwischen Atopie und Impfung zeigt. Studien zeigen zwar, dass Atopiker eine stärkere Th2-antwort haben, dies jedoch vor und nach Impfung, und es zeigte sich keine Ausweitung der IgE-Stimulation auf Umweltallergene. Insgesamt zeitge sich, dass Atopiker mehr Infektionen haben, woraus er schliesst, dass diese auch mehr von Imfpungen profitieren.

– Das nächste Beispiel wiederlegt den geäusserten Verdacht auf einen Zusammenhang zwischen Autismus und MMR- Impfung: Studien zeigen keinen Hinweis für eine Evidenz dieses Verdachts. Es zeigte sich keine Masernviruspersistenz bei Kindern mit Autismus. Dazu nimmt die Anzahl Masernerkrankungen stetig ab, Autismus nimmt jedoch zu. Die Studien vermuten einen möglichen Zusammenhang für die Entwicklung einer Encephalopathie mit einer SCN1A Gen-Mutation.
Unklar ist, ob allenfalls die Impfung als Trigger für Funktion dieses Gens verantwortlich sein könnte.

– Gibt es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Entwicklung einer MS und der Hepatitis B-Impfung? Auch dies ist nicht reproduzierbar in Studien. Eine neue Studie im Neurology 2004 von Hernan zeigte einen kausalen Zusammenhang, die Studie hatte aber methodische Fehler.

– Ist ein Zusammenhang zwischen Guillain-barré und Impfungen zu beweisen? Insbesondere die Influenzaimpfung wird verdächtigt im Zusammenkhang mit GBS zu stehen, da 1992-94, 1 Fall auf 1 Mio Impfungen aufgetreten ist. Seither ist die Anzahl Impfdosen jedoch gestiegen bei weiterhin gleichbleibenden GBS-Meldungen. Es besteht auch hier keine Evidenz in mehreren Studien für einen kausalen Zusammenhang.

– Vermutet wird der plötzliche Kindstod stehe in Zusammenhang mit hexavalenten Impfungen? Für Infarix-hexa sind keine Fälle beschrieben. Bei Hexavac keine Fälle im 1.LJ, 1 Fall im 2.LJ, Zusammenhang unklar. Eine Studie im Vaccine 2007 konnte jedoch keinen Zusammenhang zeigen.

 

 

Wo sind denn kausale Beziehungen zu Impfungen bekannt?

– Anaphylaxie bei MMR-Impfung: 1: 1Mio , wahrscheinlich wegen Gelatineallergie– bekannt ist auch eine Thrombozytopenie nach MMR-Impfung, die jedoch nie klinisch evident wird

– starke Schwellungen der geimpften Extremität sind nach der 4. und 5. Pertussisimpfung beschrieben, Ursache unklar

 

 

Was ist gesichert?

– Zeichen der kontrollierten Infektion sind häufig

– Anaphylaxie ist DIE Nebenwirkung

Insgesamt ist aufgrund der Datenlage der Nutzen aber klar auf Seite der Impfung, nicht auf der Seite der Nebenwirkungen.

 

Insgesamt gilt wahrscheinlich je sicherer unser Leben ist, desto mehr sind wir besorgt um unsere Sicherheit!

 

 

 

Im weiteren folgt eine Disskussion mit HP Spörri, J Bonhoeffer und dem Publikum. Eröffnet mit der Headline: Gespräche sind unter Andersgesinnten unmöglich, unter Gleichgesinnten unnötig!

HP Spörri bringt ein, dass Einflüsse auf die Meinungsbildung emotional geprägt ist: Angst oder eben keine Angst vor der Krankheit, Angst oder keine Angst vor der Impfung – je nach subjektivem Einschätzen bildet sich der Kunde eine Meinung. Daher ist die Impfberatung eine Herausforderung für die Kommunikation.

Jemand der Fakten sucht, wird danach fragen. Oft geht es aber mehr um die emotionale Seite. Wie begegnet man dieser? Man muss sich einlassen auf die Situation des Kunden/Patienten ist das Rezept der Referenten.

Man sollte keinen Krieg führen gegen die Andersdenkenden, man soll autentisch bleiben mit Formulierung wie ‚ich denke dass…‘, dies mit Respekt für die andere Position, um den Gegner nicht in Extrempositionen zu drängen. Stichwort Vertrauen durch Verständnis z.B. mit Hilfe der Kommunikationsregel WWSZ. Mit Warten, Wiederholen, Spiegeln und Zusammenfassen könnte man die Ängste der Mütter um ihre Kinder ernst nehmen, wenn sich eine Mutter verstanden fühlt, kann die rationale Information folgen.

Z.B. die Angst vor der Überforderung des des kindlichen Immunsystems: Unser Immunsystem hat eine Kapazität 10E9 Antigene gleichzeitig zu erkennen ab Geburt. Eine Imfpung konfrontiert uns mit 10E2 Antigenen. Es könnten also 10000 Vakzine gegeben werden, die unser Immunsystem verarbeiten kann. Als Argument kann auch die kindliche Infektionsroutine angeführt werden. Ein Infekt der oberen Luftwege konfrontiert das Kind mit >10 neuen Antigenen, was eine Arbeit für das Immunsystem darstellt. Eine Impfung ist also wie ein banaler Infekt ein Training für das Immunsystem.

Als letztes wird ein möglicher Nocebo-effekt diskutiert. Kann ein negativer Glaube an Nebeneffekte diese verstärken? Möglich, wie auch ein Placeboeffenkt möglich ist. Daher ist eine Beratung in Ruhe vor dem eigentlichen Impftermin als Prävention der Ängste und mögliche Noceboeffekte eine gute Möglichkeit, Ängste abzubauen, damit kein Zeitdruck zum Handeln besteht.

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Den Vortrag von Dr. Jan Bonhoeffer und Hanspeter Spörri (pdf-file) finden Sie hier