Genetische Grundlage von Infektionen

In der Neujahrsausgabe des JID wird eine Arbeit zur familiären Häufung von Influenza-Todesfällen präsentiert. Zwei Editorials befassen sich weiter mit der genetischen Prädisposition für Infektionskrankheiten. Ein weites Feld für die Zukunft.

Albright et al. haben in ihrer Arbeit ein wunderbare Grundlage für das Studium der genetischen Disposition für Influenza-Todesfälle verwendet. Im US-Bundesstaat Utah leben seit der Einwanderung vor über 100 Jahren Menschen in einer strengen Religionsgemeinschaft, die Mormonen. Die Mortalitätsstatistik wird im Staat Utah seit über 100 Jahren geführt. Da in dieser Population relativ wenig Migration herrscht, eignete sie sich bestens für das Studium einer genetischen Disposition für Mortalität unter einer Infektionskrankheit. Da die Grippe-Saisons gut dokumentiert sind, lässt sich auch sehr gut rückverfolgen, wer an Influenza gestorben ist.

Die Arbeit zeigt zwei Dinge: erstens ist man als Familie exponiert. Wenn jemand in der Familie an Influenza erkrankt, so erhöht sich auch das Risiko für die anderen Familienangehörigen. Dies ist der Expositionsfaktor und zeigte sich daran, dass die (nicht blutsverwandten Ehepartner) auch ein erhöhtes Erkrankungsrisiko hatten (verglichen mit der Gesamtpopulation). Doch die Blutsverwandeten Geschwister und weiteren Verwandeten hatten ebenfalls ein noch höheres Risiko eines tödlichen Verlaufes der Influenza.

Natürlich gibt es auch andere Faktoren, die das erklären können. Es ist auch möglich, dass sich ein Virus, wenn es einmal jemanden in einer Familie erfasst hat, so verändert, dass es "optimiert" für diesen Genotyp ist und somit die anderen Angehörigen schwerer befällt. Doch interessant an dieser Arbeit ist die Tatsache, dass sich die erhöhte Anfälligkeit auf Influenza über viele Jahrzehnte auf alle Nachkommen 2. und 3. Grades ausdehnt. Da muss eine genetische Voraussetzung für die Influenza-Anfälligkeit mitspielen.

Dies ist ein schönes Beispiel für immer häufiger gemachte Beobachtungen, wonach Infektionskrankheiten bei anderen Menschen unterschiedlich verlaufen. Im Grunde genommen ist die Grundlage für diese Beobachtung die Heterogenizität (Unterschiedlichkeit) unserer Gene. Diese Heterogenizität hat es der Menschheit ermöglicht, auch in schwierigen Umweltbedingungen, insbesondere von Infektionskrankheiten, als Population zu überleben. Das Verständnis für die Bedeutung der unterschiedlichen Menschen ist wichtig. Denn wir müssen vermeiden, dass plötzlich einmal Menschen aufgrund ihrer Genetischen Prädisposition höhere Versicherungsprämien leisten müssen. Es ist genau die Diversität unserer Gesellschaft, welche die Menschheit vor dem Aussterben gerettet hat. Wer gegen eine Krankheit (hier Influenza) höher anfällig ist, dem wird eine andere Erkrankung wieder weniger schaden zufügen.

Das JID widmet der Arbeit gleich zwei Editorials: Ein Editorial widmet sich der genetischen Prädisposition für Influenza, das zweite dem allgemeinen Phänomen der genetischen Prädisposition für Infektionskrankheiten.

Quelle: Albright et al, JID 1.1.2008; 197:18-24

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