Wieviele Blutkulturen soll man abnehmen?

Die Empfehlungen zur Diagnostik von Bakteriämien mit Blutkulturen sind sehr variabel. Die Evidenz dafür ist sehr mager, insbesondere fehlen Studien mit den neuen automatischen Blutkultursystemen. Eine Studie im JCM hilft weiter….

Die ersten systematischen Studien zur notwendigen Anzahl von Blutkultur-Paaren stammen aus den 70-er/80-er-Jahren. Damals wurde gezeigt, dass es genügt, 2 BK abzunehmen. Eine Studie der Mayo-Klinik aus dem Jahre 2004 (Cockerill et al, CID) hat diese Lehrmeiung etwas revidiert. Die Studie hatte die neuen automatischen BK-Automaten verwendet. Eine Erkenntnis war, dass man mit den neuen Systemen nicht mehr so grosse Blutvolumina braucht. Der Gewinn durch mehr Blut ist unwesentlich. Doch die Sensitivität war insgesamt nach 2 BK mit 80% bescheiden. Es war eine kleine Studie mit knapp 80 Fällen. Zeit, die Daten in einem neuen Setting in grösserer Zahl noch einmal zu überprüfen.

Die Autoren der retrospektiven Analyse haben in zwei grossen medizinischen Zentren die Resultate von erwachsenen Patienten ausgewertet, welche drei oder mehr Blutkultur-Paare (BK, aerob + anaerob) hatten. Im Zentrum stand die Frage, wie hoch die Sensitivität mit 1, 2, 3 oder 4 Blutkulturen war. Insgesamt wurden während 2 Jahren 629 unibakterielle Bakteriämien ohne Anhaltspunkt für Kontamination in die Studie eingeschlossen. 

 Die Sensitivität betrug

  • 74% mit einem BK-Paar
  • 90% mit zwei
  • 98% mit drei
  • 99.8% mit vier  BK-Paaren.

Die Resultate waren somit etwas besser als die Daten von Cockerill, doch man kann wohl sagen, dass es sich in den meisten Fällen lohnt, eine dritte BK nach 24 Stunden zu entnehmen. Der zusätzliche Nutzen durch eine vierte Kultur ist bescheiden und hat wohl lediglich einen Sinn, wenn man eine Infektion mit einem ugnewöhnlichen Erreger vermutet. Die nebenstehende Tabelle aus der Arbeit zeigt auch, die unterschiedlichen Detektionsraten bei verschiedenen Keimen.

Sind die Methoden heute schlechter als früher?
Nein, im Gegenteil. Wir vermuten, dass wir heute eine Bakteriämie mit den neuen BK-Automaten sensitiver diagnostizieren können. Fälle, mit geringer Bakterien-Dichte, welche in den alten Systemen wohl gar nie detektiert wurden, können heute mit den sehr viel sensitiveren Automaten diagnostiziert werden. Da sich die Sensitivität bei diesen Studien immer am Ergebnis der maximal entnommenen Anzahl BK misst, ist es möglich, dass in den alten Systemen mit den zusätzlichen Entnahmen kein grosser Gewinn zu verzeichnen war.

Quelle: Lee et al, JCM Nov. 2007, 45:3546