Dangerous Liaison: MRSA und Drogenkonsum

Führt Methamphetamin-Konsum zu vermehrten Infekten mit MRSA? Und falls ja, was sind die Gründe hierfür?

Forschers des CDC sind dieser interessanten und auch relevanten Frage nachgegangen. Relevant deshalb, weil in gewissen, vor allem städtischen Gebieten der USA, die Prozentzahl der durch MRSA verursachten Haut- und Weichteilinfekte (SSTI=Soft and skin tissue infections) von 29% im Jahr 2001 auf 64%! im 2004 zugenommen hat.

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Die nebenstehende Graphik zeigt in diesem Zusammenhang schön die Zunahme der Anzahl Konsultationen auf Notfallstationen wegen durch S. aureus-bedingten Haut-Infektionen.

Was ist Methamphetamin?
Beim Methamphetamin handelt es sich um typische Modedroge, bei welcher eine leichte Zunahme des Konsums in den letzten Jahren beobachtet werden konnte. In der USA ist die Droge bekannt unter dem Namen "Crank", "Meth" oder "Crystal Meth", in Europa als "Crystal" oder "Crystal Speed". In Thailand kursiert es als "Yaba". Methamphetamin kann geraucht, gesnifft, geschluckt (als Tabletten) oder injiziert werden, wobei die ersten beiden Formen häufig sind. Relativ häufig wird Meth benutzt um das sexuelle Empfinden zu steigern und Hemmungen abzubauen.

Studiendesign
In einer ländlichen Gegend in Georgia, USA, wurden prospektiv über 2 Monate in 6 ambulanten Institutionen in einer Fall-Kontroll-Studie Patienten in die Studie eingeschlossen, wenn sie über 12 Jahre alt waren und einen SSTI hatten, der kulturell nachweisbar war (also Wachstum von Mikroorganismen zeigte). Als Kontrollgruppe fungierten Patienten, welche ähnlich schwer krank waren wie die Fälle, jedoch keinen SSTI aufwiesen.

Resultate
Von 119 SSTI-Patienten waren 81 (68.1%) positiv auf MRSA (war häufigster Grund für einen SSTI). Als Risikofaktoren für eine MRSA-Infektion wurden bereits bekannte Faktoren gefunden:
– Hospitalisation in den letzten 3 Monaten
– Antibiotische Therapie in den letzten 6 Monaten
– Diabetes mellitus
– Vorangehender chirurgischer Eingriff
– Dialyse
– Sexueller Kontakt mit jemanden, der MRSA-Träger ist und offene Hautstellen aufweist
– Enger haushältlicher Kontakt mit MRSA-Träger

Zusätzlich konnte gezeigt werden, dass Patienten mit MRSA-SSTI häufiger Methamphetamin konsumieren als die Kontrollgruppe.

Schlussfolgerungen
Da nur 2 verschiedene MRSA-Stämme isoliert wurden, liegt die Vermutung nahe, dass es möglicherweise innerhalb der Gruppe von Methamphetamin-Konsumenten zu einer Übertragung mit MRSA kommt. In der Schweiz kennen wir dieses Phänomen bereits seit einigen Jahren (Fleisch et al, CID, 2001 und Fleisch et al, Infection, 2005).

Als Hypothese, warum es zu einer vermehrten Übertragung kommt, geben die Autoren den vermuteten Wirkmechanismus von Methamphetaminan. Einerseits kratzen sich Konsumenten wegen des Kribbeln und Ameisenlaufen häufiger an der Haut, welche dadurch eher geschädigt wird. Dies begünstigt Eintrittspforten. Andererseits kommt es zu vermehrter sexueller Stimulation, wodurch das Risiko durch vermehrte sexuelle Kontakte ebenfalls erhöht wird.

Quelle: Cohen et al. EmergInfDis Nov. 2007.

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