Sauna, Sex and Piercing – und die „innocent bystander“
– STD’s im Vormarsch – HIV zieht mit
– Schütze Dich wo möglich: Hepatitis A und B
– HCV-Test nach jedem Tattoo?
Lifestyle-adaptierte Beratung tut Not!
Prof. Dr. Pietro Vernazza, Kantonsspital St. Gallen
In diesem Vortrag wurden im Wesentlichen zwei Aspekte von neuen Lifestyle-Elementen besprochen: Die sexuelle Übertragung von Infektionskrankheiten, wie sie vor allem in Männersaunen vorkommt sowie die Möglichkeit der Übertragung von Hepatitis C beim Tättowieren und Piercing.
Sauna hat auf den ersten Blick wohl wenig mit Sex zu tun. Und doch: viele Männer, homosexuelle und bisexuelle besuchen spezielle Saunen, in welchen die körperliche Entspannung oft auch mit sexueller Animation, Erregung bis zum Sexualkontakt mit dem eigenen oder anderen Partnern eher die Regel darstellt.
HIV und Geschlechtskrankheiten – die gefährliche Synergie
Der erste Fall war auch die Geschichte eines homosexuellen Mannes, dessen Freund vor über 8 Jahren an AIDS gestorben ist. Er selbst war damals HIV-negativ, obwohl der genaue Zeitpunkt des HIV-testes nicht mehr genau bekannt ist.
Das Risiko, sich mit HIV zu infizieren ist in zwei Situationen besonders hoch: Während der HIV-Primoinfektion: Hier scheint die Infektiosität am höchsten. Wir gehen davon aus, dass ca. 50% aller frisch infizierten Personen sich bei einer anderen Person infiziert haben, welche auch gerade kürzlich mit HIV infiziert wurde. Die zweite Situation mit erhöhtem Transmissionsrisiko besteht beim Vorliegen von Geschlechtskrankheiten, sowohl beim HIV-positiven wie auch beim HIV-negativen Partner.
Gerade der deutliche Anstieg von Syphilis bei Homosexuellen Männern ist daher eine grosse Sorge für die HIV-Epidemie. Dieser Anstieg dürfte der Grund sein, weshalb wir in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg der HIV Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben beobachten.
Wenn wir HIV vorbeugen wollen, müssen wir somit primär die HIV-Primoinfektion rechtzeitig entdecken und Geschlechtskrankheiten vorbeugen, erkennen und rasch behandeln. Gerade bei der Früherkennung einer HIV-Primoinfektion sind die Hausärzte besonders gefordert. Oft denkt man nicht daran, weil sich der Arzt keiner besonderen "Risikosituation" des Patienten bewusst ist. Doch auch in dieser Situation hat die innovative "Testen vor Ort" Aktion des Fachbereiches Infektiologie wichtige Erkenntnisse bestätigt. Gemeinsam mit der AHSGA, der Fachstelle für AIDS- und Sexualfragen St. Gallen, haben die Mitarbeiter im Dezember eine Testaktion für Syphilis und HIV in der Sauna Mann-o-Mann durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass 20% der dort getesteten Männer (alle HIV-negativ, einer von 34 Lues-positiv) in einer heterosexuellen Partnerschaft lebten. Meistens weiss die Partnerin selbst auch nichts von den bisexuellen Bedürfnissen des Partners.
Die Aktion Testen vor Ort wird im 2007 nun zweimonatlich fortgesetzt. Eine Präventionskampagne, die wenn man den amerikanischen Vorbildern Glauben schenkt, auch das Präventionsverhalten der beratenen Männer nachhaltig verbessern dürfte.
HCV – die verborgene Krankheit
Patrick Schmid hat bereits am 11. Infekttag über die "Vergessene Krankheit" gesprochen. Viel zu wenig bekannt ist die Tatsache, dass HCV auch durch Piercing und Tatoo übertragen werden kann. Natürlich kommt es hier auf die Hygienischen Umstände der Einrichtungen an. Viele Menschen lassen sich jedoch in den Ferien tätowieren, ohne sich dann dort eingehend um die hygienischen Verhältnisse zu kümmern.
Bei uns werden in gut geführten Einrichtungen nur Einmalnadeln benutzt. Das Instrumentarium wird nach jedem Gebrauch gereinigt, desinfiziert und sterilisiert. Wenn diese Massnahmen nicht unter allerschärfsten Qualitätsbedingungen kontrolliert werden, kann HCV sehr leicht diesen Reinigungsmassnahmen entgehen und selbst bei Verwendung von Einwegnadel übertragen werden.
HCV ist eine Erkrankung, die selten, zu selten, diagnostiziert wird. Vielleicht lohnt es sich, grundsätzlich Patienten mit einem Tattoo auf die Möglichkeit einer HCV-Infektion aufmerksam zu machen.
Die vollständige Präsentation des Vortrags (pdf-file) finden Sie hier