Food and Beverages – Tafelrunden mit Folgen

– Sushi und Sashimi – Geniessen oder vermeiden?
– Terrine de foie gras: Trau aber schau von wem!
– Türkisches Bauchweh?
Dr. Daniel Oertle, Praxis in Zürich

Anhand von 3 Fallbeispielen werden nahrungsmittelassoziierte Krankheiten diskutiert.

1) "Weihnachtsgeschichte":

Fallbeschreibung:
Knapp 12h nach dem Verzehr einer selbst zubereiteten terrine de fois gras treten Uebelkeit, Bauchspasmen und eine aktive Diarrhö auf. Die Diagnostik aus Stuhl und der Terrine ergeben campylobacter. Nach 4-tägigem Darben wird der Patient (der Referent) antibiotisch mit Erythromycin behandelt, worunter die Symptomatik sistiert.

Hintergrund:
Gemäss Datenerfassung aus den USA wurden Diarrhöen der Häufigkeit nach den 5 häufigsten Erregern zugeordnet: Salmonellen, Campylobacter, Shigellen, e. coli 0157:H7 und Cryptosporen. Gemäss vom BAG (27.9.04) publizierten Daten findet sich jeweils eine Häufung der Campylobacterfälle ab Mai / in den Sommermonaten (parallel zur Grillsaison mit nicht optimal gebratetenem Geflügel). Als weitere Quellen einer Uebertragung sind die Einnahme roher Milch oder kontaminierten Trinkwassers zu nennen. Die Resistenzprüfung eines Zürcher Labors von Campylobacter während der letzten 2 Jahe ergab Resistenzen auf Ampicillin / Amoxicillin, Chinolone und z.T. Tetrazycline; am geringsten traten bisher Resistenzen auf Makrolide (insg. 2%) wie beispielsweise Erythromycin auf.

Konklusionen / Bemerkungen:
– Bei Zubereitung von Terrine nicht das gleiche Messer zum Zerschneiden des Fleisches wie zum Zubereiten der notwendigen Kräuter verwenden
– Geflügelfleisch ist gut durchzubraten
– auch bei Arthritiden an eine reaktive Genese, beispielsweise durch Campylobacter denken
– Im Falle der Behandlung einer Campylobacter-Enteritis ist ein Makrolid die richtige Wahl
– Zutaten für terrine de fois gras: 500g Hühnerleber, 400g Butter, 2 Weggli, 1dl Milch, 2 Bund Schnittlauch
 2 Bund Peterli, Pfeffer, Salz, Cognac

2) "Klostergeschichte"

Fallbeschreibung:
1986 geborener Patient, Vater Tibeter, als 6-jähriger in CH eingereist. Sportlicher junger Mann, 73kg, 180cm mit häufigen Asienreisen. Der Patient reist zudem oft nach Prag und ernährt sich gern von fast food. Er meldet sich mit akutem Durchfall und beobachtet dabei einige Proglottiden. Manuell kann er eine lange Struktur von der Länge von 3-5-8m aus dem Analkanal herausziehen. Die Zusatzanamnese ergibt, dass der Patient ein eigentlicher Sushi-Fanatiker ist.

Hintergrund:
Der Fischbandwurm ist der längste humanpathogene Bandwurm und stellt somit die primäre Verdachtsdiagnose dar. Der Zyklus des Fischbandwurms ist der folgende: Larve –> Zwischenwirt Krebs –> Zwischenwirte Fische –> durch Fischgenuss auf Mensch übertragen. Gemäss Meldung durch das BAG vom 28.11.05 kommt der Fischbandwurm auch in der Schweiz vor (z.B. im Egli (Barsch) perca fluviabilis oder dem Hecht (esox lucius)), im Langensee sind 7.8% der Egli und im lago d’Osta noch weit mehr Fische infiziert.

Konklusionen / Bemerkungen:
– Kochen über 56°C während 5 Minuten oder Tiefkühlen ab -18°C während mind. 1 (bis 3) Tagen macht dem Parasiten den Garaus.
– Korrekt zubereitetes Sushi (getrockneter Fisch, darum herum angesäuerter Reis) sollte eigentlich keinen Uebertragungsherd darstellen
– Behandlung mittels Praziquantel (Biltrizide) einmalig

3) "Türkisches Bauchweh"

Fallbeschreibung:
Ein zuvor gesundes 11-jähriges Mädchen türkischer Abstammung stellt sich mit neu aufgetretenen Bauchschmerzen vor, wobei zuvor beim Pädiater im Gespräch nach psychosomatischer Aetiologie gesucht wurde. Klinisch fällt eine Buckelung über der Leber auf. Sonographisch finden sich eine grosse, scharf begrenzte Zyste (20x15x16cm) mit Septierungen und bei Umlagerung den Aspekt von "Silbersand". Die erweiterte Anamnese ergibt den häufigen Ferien-Aufenthalt in der Türkei mit Hundekontakt (Streicheln). CRP und Hämoglobin sind normal, es zeigt sich eine Eosinophilie von 14.5%. Die Serologie auf echinococcus granulosus fällt positiv aus. Röntgen Thorax und MRI Schädel sind unauffällig, das MRI des Abdomens bestätigt den sonographischen Befund. Nach einmonatiger Vorbehandlung mit Albendazol (Zentel) 400mg 2x/d erfolgt die Hemihepatektomie / Zystenentfernung in toto, es wird noch während 3 Monaten nachbehandelt.

Hintergrund:
Der Hundebandwurm (echinococcus granulosus) wird lediglich bis zu 6mm gross, als Hauptwirt gilt der Hund, der Mensch ist ein Fehlwirt. Schafe können sich über Hundekot infizieren. In ländlichen Regionen (z.B. der Türkei), wo möglicherweise Gedärme geschlachteter Schafe Hunden als Nahrung dienen, schliesst sich der Kreislauf wieder mit dem Schaf. Die Uebertragung vom Hund auf den Menschen geschieht z.B. über die Hundeschnauze, wo sich die Bandwürmer befinden können.

Konklusionen / Bemerkungen:
– Interessante Diagnosen können in der Praxis mit einfachen Untersuchungsmethoden gestellt werden.
– Albendazol gibt es nur einzeln verpackt (1 Packung à 1 Tbl.)

Die vollständige Präsentation des Vortrags (pdf-file) finden Sie hier