Das rote Bein

oder die die Crux der Haut-und Weichteilinfekte
Dr. Gerhard Eich, Kantonsspital St. Gallen

Gemäss einer grossen amerikanischer Studie mit über 320’000 HMO-Patienten sind Zellulitis / Erysipel (2.2% der Konsultationen), Impetigo (0.3% der Konsultationen) und Furunkulose die häufigsten in der Praxis gesehen  Hautinfektionen.

Unter einem Erysipel versteht man streng genommen eine Infektion der oberflächlichen Haut, mit Einbezug der kleinen Lymphgefässe, die fast ausschliesslich durch Streptokokken der Gruppe A verursacht wird. Die Zellulitis betrifft dagegen auch die Subkutis und als Erreger werden neben Gruppe A Streptokokken auch Staphylococcus aureus nachgewiesen. Praktisch ist eine Unterscheidung dieser beiden Krankheitsbilder jedoch oft schwierig. Als Therapie wird deshalb meist Amoxicillin/Clavulansäure empfohlen, bzw. Clindamycin für Patienten mit einer Penizillin-Allergie. In besonderen Situationen (Bisswunden, Wasserkontamination, Tierkontakte, etc. kann eine Zellulitis auch durch andere Erreger, die für die jeweilige Exposition typisch sind, verursacht werden.

Bei fehlendem Ansprechen einer Zellulitis auf die initiale antibiotische Therapie, wenn

  • im Infektionsbereich starke Schmerzen bestehen und
  • wenn der Patient schwere Allgemeinsymptome zeigt,

muss differentialdiagnostisch an eine Fasziitis gedacht werden, die unter Umständen fulminant nekrotisierend verlaufen kann. Es handelt sich dabei um eine absolute Notfallsituation, in der keine unnötige Zeit mit radiologischen Untersuchungen verloren werden soll. Die Diagnose muss mittels einer Probeinzision chirurgisch gestellt oder ausgeschlossen werden.

Die Impetigo ist v.a. eine Erkrankung des Kleinkindes, die meist durch Gruppe A Streptokokken und Staphylococcus aureus verursacht wird und meist spontan abheilt. Durch eine systemische antibiotische Therapie oder Mupirocin-Salbe lokal wird die Heilung jedoch beschleunigt. Ein Zusammenhang von Impetigo und rheumatischem Fieber besteht nicht, doch kann es zu einer post-Streptokokken Glomerulonephritis kommen. Es konnte bisher nicht konklusiv gezeigt werden, dass deren Häufigkeit durch eine antibiotische Behandlung gesenkt werden kann.

Die Furunkel, subkutane Abszesse, die von den Haarfollikeln ausgehen und meist von S. aureus verursacht werden, bedürfen meist keiner antibiotischen Therapie. Grössere Furunkel, die sich nicht spontan entleeren, müssen durch Inzision evakuiert werden. Bei chronischen Trägern von Staphylcoccus aureus (Besiedelung meist des Vestibulum nasi) können Furunkel rezidivierend auftreten. Die Behandlung besteht in einer Dekolonisierung mit antiseptischen Körperwaschungen und Nasensalbe.


Die vollständige Präsentation des Vortrags von Dr. Gerhard Eich (pdf-file) finden Sie hier