Chronic Fatigue ist nicht gleich chronic EBV
Chronische EBV-Infektionen kommen vor, doch sie sind sehr selten. Viel häufiger wird v.a. durch ungeübte Ärzte oder Laien die Diagnose "Chronic Fatigue" vermutet (s. unser Bericht). Heute kann man jedoch eine chronische EBV Infektion in der Regel klar von anderen Erkrankungen abgrenzen. Japanische Experten haben eine entsprechende Guideline vorgeschlagen.
Herpesviren zeichnen sich dadurch aus, dass sie nach der Infektion des Wirtes zeitlebens in dessen Organismus verbleiben. Die spezifische Immunabwehr des Wirtes vermag die Herpesviren nicht aus dem infizierten Organismus zu verbannen. Eine latente Infektion wird etabliert. Reaktivierungen sind möglich. Für das mit der infektiösen Mononukleose und mit lymphoproliferativen Erkrankungen bzw. Tumore vergesellschaftete Mitglied der Herpesvirus-Familie Epstein-Barr-Virus (EBV) sind sogar chronisch aktive Verlaufsformen beschrieben. Bis anhin waren die diagnostischen Kriterien dafür unklar. Nun haben Experten aus Japan Richtlinien zur Diagnose der chronisch aktiven EBV-Infektion vorgeschlagen (Okano M et al. Am J Hematol 2005;80:64-69).
Die 1975 erstmals beschriebene chronisch aktive EBV-Infektion ist charakterisiert durch persistierende oder rezidivierende klinische Zeichen der infektiösen Mononukleose wie Fieber, Lymphadenopathie und/oder Hepatosplenomegalie. Zudem zeigt die EBV-Serologie hohe Antikörpertiter gegen Antigene der EBV-Replikation wie Virus-capsid-antigen (VCA) und early Antigen restricted Molecules (EA-R). Die Entwicklung molekularer EBV Nachweismethoden erlaubte vor kurzem die Detektion erhöhter EBV DNA-Konzentrationen in betroffenen Geweben einschliesslich Blut. Da chronische Grunderkrankungen eine EBV-Infektion reaktivieren können, ist es sehr wichtig eine solche Grunderkrankung auszuschliessen (Tabelle).
In einer zweiten Tabelle werden in der Arbeit die zur Diagnose chronisch aktiven EBV-Infektion empfohlenen Laboruntersuchungen aufgelistet. Neben EBV-spezifischer Serologie sind dies EBV DNA-Nachweis mittels PCR oder In-situ-Hybridisierung.
Die Diagnose einer chronisch aktiven EBV-Infektion ist von Bedeutung, da gewisse Patienten T-Zell- oder Naturalkiller Zell-Lyphome entwickeln können. Die vorgeschlagenen diagnostischen Kriterien sollen helfen, die Diagnose der chronisch aktiven EBV-Infektion korrekt zu stellen und die Fehldiagnose im Falle einer EBV-Raktivierung bei einer anderen Grunderkrankung zu verhindern. Die gleiche Gruppe hatte schon vor drei Jahren einen Übersichtsartikel zur Problematik der Diagnose der Chron. EBV-Infektion geschrieben (Okano et al, 2002)
In der Schweiz hat sich das Kinderspital Zürich mit dieser Krankheit am längsten auseindander gesetzt. Das Labor der Infektiologie kann den quantitativen Nachweis von EBV-DNA im Blut durchführen:
Infektionslabor Universitäts-Kinderkliniken Zürich
Steinwiesstrasse 75
8032 Zürich
Tel: 044 266 75 65
Quelle: Okano et al. Am J Hematol 2005;80:64-69