Neue Menigokokkenimpfung in den USA
Nach Zulassung des neuen tetravalenten Konjugatimpfstoffes hat die CDC ihre Empfehlungen überarbeitet. Jugendliche sollen nun routinemässig geimpft werden. Unverändert ist die Immunisierung von Risikopersonen, z.B. Reisende in Endemiegebiete, Patienten mit Asplenie oder Complementdefekten sowie Laborpersonal, sinnvoll. Mehr über den neuen Impfstoff lesen Sie hier…
In den USA liegen Meningokokken als Erreger bakterieller Meningitiden vorne, nachdem Impfungen dramatische Reduktionen der Inzidenz von Pneumokokken und Hämophilus influenzae Typ B zur Folge hatten (s. dazu auch unseren Beitrag zum Erfolg der Hämophilus-Impfung).
Bisher gab es eine tetravalente Polysaccharidvakzine (MPSV4, Mencevax®) gegen die Serotypen A, C, Y und W-135 mit Bildung bakterizider Antikörper, deren Spiegel bei Kindern <5 Jahren innerhalb von 3 Jahren deutlich absinkt. Dies ist generell das Problem von Polysaccharidvakzinen. Polysaccharide sind Antigene, welche von T-Zellen schlecht erkannt werden und daher keine Langzeitantwort hervorrufen. Auch Boosterimpfungen führen nicht zu einer langanhaltenden Immunität. Im Gegenteil, sie können sogar eine verschlechterte Antwort gegen Gruppe A und C-Meningokokken verursachen.
Diese Probleme umgeht man mit einer Konjugation des Polysaccharids mit einem T-Zell-abhängigen Protein-Carrier, meist Diphtherie-Toxoid, der zu einer langanhaltenden Immunität führt. Bereits auf dem Markt ist ein solcher Konjugatimpfstoff gegen Gruppe C-Menigokokken (Meningitec®), der bereits bei Kindern ab 2 Monaten eingesetzt werden kann. Beide Impfstoffe sind gut verträglich.
Nun wurde im Januar 2005 in den USA ein neuer, teravalenter Konjugatimpfstoff gegen Meningokokken der Gruppen A, C, Y und W-135 für Personen von 11-55 Jahren zugelassen. In bisherigen Studien ist er der tetravalenten Polysaccharidvakzine nicht unterlegen, ob er insbesondere im Hinblick auf die Immunitätsdauer überlegen ist, muss sich noch zeigen. Die neuen Impfrichtlinien der CDC empfehlen die routinemässige Immunisierung im Alter von 11-12 Jahren sowie für Personen mit erhöhtem Risiko (s.o.).
Personen, die mit der Polysaccharidvakzine geimpft wurden, können mit der neuen Konjugatvakzine geimpft werden, falls die erste Immunisierung >3Jahre zurückliegt. Zur Begrenzung eines lokalen Ausbruchs von Meningokokken sind beide Impfstoffe hilfreich, sofern sie gegen die vohandene Serogruppe gerichtet sind. Protektive Antikörperspiegel sind innerhalb von 7-10 Tagen nachweisbar.
Bei engen Kontakten zu Meningokokken-Patienten, das heisst Bewohner desselben Haushaltes, KindergärtnerInnen oder andere Personen mit engem Kontakt zum Speichel des Patienten, sollte eine Chemoprophylaxe mit z.B. Rifampicin oder Ciprofloxacin durchgeführt werden.
Für die Schweiz haben diese Empfehlungen zur Zeit noch keine Bedeutung, da der neue Impfstoff nicht zugelassen ist. Unverändert ist die Meningokokkenimpfung nicht im Impfplan enthalten, da der Impfschutz nur kurzdauernd ist und der Impfstoff für Kinder unter 2 Jahren wegen seiner unzuverlässigen Immunogenität in dieser Gruppe nicht zugelassen ist.
Lesen Sie hier die Originalempfehlungen der CDC.
Lesen Sie unseren Beitrag zur Bakteriellen Meningitis