Wird HCV beim Zahnarzt übertragen?

Natürlich nicht, ist die normale Antwort. Mindestens nicht, wenn der Zahnarzt steril arbeitet. Doch das Risiko scheint auch bei unsauberer Arbeitstechnik klein zu sein, wie eine Look-Back-Analyse im J of Hosp Infection suggeriert.

Untersucht wurde der ungewöhnliche Fall einer Zahnarztpraxis, in welchem der Zahnarzt vor Gericht zugegeben hat, dass er nicht immer mit sterilen Instrumenten gearbeitet hat. Das Schottische Gesundheitsministerium hatte daraufhin eine Untersuchung angeordnet. Da der Zahnarzt absichtlich alle seine Patientenakten zerstört hat, musste man die Patienten mühsam über die Versicherungen ausfindig machen. Jedenfalls konnten 1696 Patienten kontaktiert und 1005 auf HIV, HCV und HBV getestet werden. Dies entspricht gut 21% aller Patienten des Zaharztes.

Um es kurz zu machen: Kein Fall einer HIV-Infektion, ein Patient mit einer Hepatitis B (somit übertragung unwahrscheinlich) und 13 Patienten mit einer Hepatitis C (4 davon ohne nachweisbares Virus, somit keine Typisierung möglich). Insgesamt müssen die Daten dahingehend interpretiert werden, dass eine HCV-Infektion von Patient zu Patient sehr unwahrscheinlich war. Für 7 der 13 Patienten mit Hepatitis C ergab sich eine klare Risikosituation, es fand sich kein zeitlicher Zusammenhang zwischen den Zahnarztvisiten und den infizierten Patienten und die Prävalenz (1.1%) entsprach der durchschnittlichen Prävalenz in der Glasgow Region. 

Natürlich sind mit 21% längst nicht alle Patienten kontaktiert. Doch wäre das Risiko gross, hätte man doch eine zeitliche Häufung finden müssen.

Quelle: Roy et al, Journal of Hospital Infection (2005) 60, 163–168