Colistin gegen multiresistente gram-negative Bakterien?
Bakterien werden immer resistenter gegen die gebräuchlichen Antibiotika und neue Antibiotika werden immer seltener auf den Markt gebracht. Um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, erinnert man sich an alte, längst nicht mehr gebrauchte Substanzen, wie z.B. Daptomycine gegen gram-positive Keime. In letzter Zeit sind verschiedene Artikel über Polymyxine publiziert worden, eine alte Substanzklasse, die gegen gram-negative Bakterien wirksam ist.
Polymyxine wurde 1947 entdeckt und wurden nach 1962 als parenterale Antibiotika gegen Pseudomonas aeruginosa angewendet. Die Substanzen wurden von Bacillus polymyxa (Polymyxin B) bzw. von Bacillus colistinus (Colistin) gewonnen. Die zyklischen Polypeptide lagern sich in die Zellmembran der Bakterien ein und zerstören diese. Die Substanzen sind wirksam gegen gram-negative Keime, insbesondere Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter sp., nicht aber gegen Proteus sp.. Polymyxine sind auch nicht aktiv gegen gram-positive und Anaerobier. Als später Aminoglykoside und darauf Betalaktam-Antibiotika zur Behandlung von Ps. aeruginosa verfügbar wurden, verschwanden die Polymyxine wieder aus der klinischen Anwendung. Der wichtigste Grund dazu war die Nephro- und Neurotoxizität dieser Substanzen.
Bei laufend zunehmender Antibiotika-Resistenz ist mancherorts die Behandlung von Infektionen mit Problemkeimen, insbesondere multiresistenten Ps. aeruginosa und Acinetobacter baumanii, immer schwieriger bis unmöglich geworden. Dies erklärt den Rückgriff auf die längst aus der Mode gekommene Substanzklasse der Polymyxine. In Clinical Infectious Disease erschien kürzlich eine Review über Colistin und Michalopoulos et al. berichten über eine Serie von 43 Intensivpflege-Patienten, die mit Colistin behandelt wurden. Diese hatten schwere Infektionen mit multiresistenten Ps. aerugionosa oder Acinetobacter baumanii (31 Pneumonien und 14 Bakteriämien). Durch die Behandlung wurde in 30 Fällen eine Heilung und in 2 Fällen eine Besserung erzielt. Elf Patienten verstarben trotz der Therapie an ihrer Infektion. Acht Patienten entwickelten ein akutes Nierenversagen.