Versorgungsengpass Grippe-Imfpung?
Die Britischen Behörden haben die Lizenz eines Grippe-Impfstoffes zurückgezogen. Die Entscheidung kommt zu spät, als dass andere Firmen ihre Produktion ausweiten könnten. Gibt es Versorgungsengpässe?
Gemäss Pressecommunique vom 5. 10.04 hat die Britische Zulassungsbehörde kurz vor Auslieferung der Impfungen die Lizenz für den Grippeimpfstoffe Fluvirin der Firma Chiron zurückgezogen. Die offizielle Begründung ist noch nicht bekannt. Offenbar hat es Probleme im Produktionsablauf gegeben, denn die Firma musste bereits eine verzögerte Auslieferung ankündigen. Die Firma versorgt fast die Hälfte des Amerikanischen Marktes mit dem Grippeimpfstoff. Als Antwort auf die kurzfristige Auslieferungssperre hat das Amerikanische CDC seine Impfempfehlungen neu formuliert. Die Behörde empfielt, dass dieses Jahr nur noch Menschen mit hohem Erkrankungsrisiko (über 65 Jahre, vorbestehende Lungenkrankheiten) und deren Wohnpartner gegen Influenza geimpft werden sollten, sowie das Medizinische Personal.
Die Imfpung des medizinischen Personals und der Wohnpartner von Risikopersonen ist die wirkungsvollste Massnahme, um die Ansteckung von gefährdeten Personen zu verhindern. Viele Menschen lassen sich heute gegen Grippe impfen, weil sie einfach nicht krank werden wollen. Angesichts der möglichen Versorgungsengpässe dürfte es dieses Jahr für solche "Luxusimpfungen" schwierig werden.
Die Grippeimpfstoffe werden weltweit immer noch konventionell auf Hühnerembryonen gezüchtet. Dies macht die Produktion äusserst schwierig. Für drei Impfdosen eines Impfstammes braucht es ein befruchtetes Hühnerei. Das sind Millionen von speziell unter sterilen Bedingungen produzierte Hühnereier (s. Mehr über die Impfproduktion von LifeScience der Uni Zürich).
Das Auftreten der sogenannten "Vogelgrippe" im vergangenen Winter hat uns daran erinnert, dass wir jederzeit mit einer neuen Influenza-Pandemie rechnen müssen. Tatsächlich ist das Risiko einer weltweiten Ausbreitung der Vogelgrippe sehr hoch (vgl. "Vogelgrippe – sind wir bereit"). Um einen wirksamen Schutz vor der Pandemie aufzubauen, wäre ein rasch verfügbarer Impfstoff notwendig. Amerikanische Forscher aus Memphis haben ein neues gentechnologisches Verfahren entwickelt, mit welchem innert 4 Wochen ein Influenza-Impfstoff in grossen Mengen produziert werden kann (Webby et al, Lancet 2004). Dabei wird einem Impfvirus das Gen für das neue Pandemie-Virus eingepflanzt (sog. reverse-genetics) und das Virus auf Zellkulturen (vero-zellen) kultiviert. Die Methode wurde bereits verwendet um Impfstoffe gegen den zur Zeit in Hühnerkulturen grassierenden Vogelvirus H5N1 zu produzieren.